Das Jahr 2014 scheint ein starkes Jahr für Post-Hardcore zu werden. Mit „WHAT’S LEFT OF ME“ legen More Than Life ein weiteres richtig gutes Album in diesem Genre vor.
Nachdem La Dispute und Touché Amoré sich in den vergangenen Monaten an einer recht großen Aufmerksamkeit der Medien erfreuen durften, gibt es eine ganze Armada an Bands, die genannten Bands in Sachen Qualiät in nichts nachstehen, denen diese Aufmerksamkeit aber nicht zuteil wurde. Eine dieser Bands ist More Than Life aus dem Südwesten Englands. Nach zwei EPs und einem Longplayer gehört das neue Album WHAT’S LEFT OF ME zu den am sehnlichsten erwarteten Alben im Post-HC-Jahr 2014.
Grund für die immens hohe Erwartungshaltung ist der bisherige Output der Band. Sowohl die 2008er EP BRAVE ENOUGH TO FAIL, als auch die erste Full-Length LOVE LET ME GONE aus dem Jahre 2010 stellten für viele Beobachter Referenzwerke im modernen Post-HC dar. Darüber hinaus erfüllen die Jungs um Sänger James Matthews auch noch jedes Klischee einer Band dieses Genres. Bis zum Hals tättowiert und immer ein Skateboard unter dem Arm ist die Band in Szenekreisen zu so etwas wie Role Models geworden. Ein wenig erinnert das alles an die Punkheroen von NOFX in den Mid-90ern, als alle Welt in Shirts der Band herumrannte, jedoch keiner genau wusste, was es mit dieser Buchstabenkombination, die sie spazieren trugen, auf sich hatte.
Handelt es sich bei More Than Life also um ein Merchandise-Phänomen der doch oftmals recht sprunghaften HC Szene? Mitnichten! Vielmehr haben wir es hier mit einer sehr talentierten jungen Band zu tun, deren Mitglieder alle neben dem Touren und Musizieren einem regulären Job nachgehen. Dies erscheint bei der Qualität des bisherigen Outputs mehr als verwunderlich, halten More Than Life mit ihrem neuen Album WHAT’S LEFT OF ME nicht nur die Qualität des Vorgängers, sondern perfektionieren ihren Sound mit einem Facettenreichtum, wie er im Post-HC selten zu finden ist. So brettern sie nicht wie einige ihrer Genrekollegen in gut 30 Minuten durch ihre neun Songs, sondern nehmen wie im Titelstück „What’s left of me“ das Tempo raus und geben Sänger James Matthews den Raum, seine stimmlichen Qualitäten voll zu entfalten. Was mit der Vorabsingle „Do You Remember“ angedeutet wurde, wird auf voller Albumlänge fortgesetzt: eine dicke und ausgefeilte Produktion, eine zum Teil HC-untypische Instrumentierung und der Mut, sich auch mal in Gefilde zu begeben, in denen sich eher klassische Alternative-Bands zu Hause fühlen. So erinnert das Gitarrenriff bei „Sometimes“ frappierend – man höre und staune – an „Weak“ von Skunk Anansie. Bei diesem Vergleich mag mancher Post-HC’ler mit den Augen rollen, hört man sich das Album jedoch in Gänze an, so passt auch dieser Ausflug ganz hervorragend zum stimmigen Gesamteindruck des Albums.
Ohr d’oeuvre: What’s Left Of Me/ Do You Remember/ Sometimes
VÖ: 11.04.2014, Holy Roar (Alive)
Tracklist:
1. Asleep
2. Weight Of The World
3. What’s Left Of Me
4. You’re Not Alone
5. Threshold
6. Seasons Change
7. Do You Remember
8. Sometimes
9. Love Is Not Enough
Gesamteindruck: 8,5/10
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