Überzeugten Wye Oak auf ihren bisherigen Alben mit atmosphärischem Indierock, scheinen sie sich auf ihrem aktuellen Werk SHRIEK neu erfinden zu wollen.
Gitarren und Schlagzeug sind Synthesizern und Drum Machine gewichen. Das Duo aus Baltimore scheint in letzter Zeit augenscheinlich sehr viel 80er-Chartmusik, Björk und aktuelle Künstler wie Lykke Li gehört und diese Eindrücke in ihrem vierten Studioalbum verarbeitet zu haben. Herausgekommen ist dabei ein Synthiealbum, auf welchem die Neuerfindung nur in Teilen gelingt.
Ein hoffnungsvoll getragener Beginn mit den zurückhaltend-entspannten Stücken „Before“ und „Shriek“ erreicht in dem treibenden und ein wenig an die eingangs erwähnten Stars erinnernden „Glory“ den ersten Höhepunkt. Danach reißt bis zum beschwingten Abschlussstück „Logic of Color“ leider völlig der Faden: Mit zu viel uninspiriertem Synthiegeblubber und behäbig dahin laufenden Rhythmuspattern, vermengt mit einigen schlimmen 80s-Anleihen, schleppen sich Andy Stack und Jenn Wasner durch die weiteren Songs. Das läuft am Ohr vorbei, ohne dass beim Hörer wirklich etwas hängen bleibt – eventuell wäre dies der richtige WDR2-Soundtrack für spätnachts oder die Vertonung für die Neuauflage von Raumpatrouille Orion. An einigen Stellen wirkt es ein wenig so, als hätte sich Roisin Murphy mit heftigem Hangover an einer Karaokemaschine oder einem alten Keyboard mit C64-Sounds versucht, wobei naturgemäß keine wirkliche Stimmung aufkommen will.
Die Ansätze auf SHRIEK gehen in eine interessante Richtung, allerdings ohne dabei wirkliche Spannung zu erzeugen. Zu hoffen bleibt, dass dies ein einmaliger Ausrutscher einer sonst großartigen Band geblieben ist.
VÖ: 25.04.2014; City Slang
Ohr d’oeuvre: Glory / Shriek / Logic of Colo
Tracklist:
01. Before
02. Shriek
03. The Tower
04. Glory
05. Sick Talk
06. School of eyes
07. Despicable Animal
08. Paradise
09. I know the law
10. Logic of color
Gesamteindruck: 6/10
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