Ein Konzert, welches ohne Support auskommt und nur knapp über 30 Minuten dauert, erlebt man selten. Es ist nicht gerade der Moment, den man als „kostbar“ bezeichnet, sondern eher das mürrische Gefühl, „kostbar“ kurz gekommen zu sein. Dennoch sollte man an dieser Stelle nicht den Fehler begehen, aufgrund der kurzen Zeitspanne im Schellverfahren über das Konzert von Kate Boy im Gebäude 9 zu berichten. Zu sagen gibt es dennoch einiges.
Zunächst fragt man sich, warum es nur so wenige ins Gebäude 9 geschafft haben. Ist es der Tatsache geschuldet, dass die schwedische Elektropop-Entdeckung bisher nur die EP „NORTHERN LIGHTS“ veröffentlicht hat? Ist der Kölner an sich zu verwöhnt, dem ein Gefüge an Konzerten tagtäglich geboten wird, sodass man an einem Sonntagabend der heimischen Couch lieber den Vortritt gewährt? Wie dem auch sei. Vier weitangereiste Fans aus Holland stehen in der ersten Reihe und sorgen dafür, dass das Gefühl von gähnender Leere gar nicht erst aufkommt. Eines muss man allen Anwesenden lassen: alle applaudieren so, wie es italienische Fußballfans trotz einer Niederlage tun. Verhaltener als sonst, aber dennoch voller stolz und lautstark. Der Applaus ist der Band, rund um die schwedische Männerrunde mit Hampus Nordgren Hemlin, Oskar Sikow Engström und Markus Dextegen als auch der australischen Sängerin Kate Akhurst gewidmet, die sich derzeit in der Blogosphäre einen Namen als catchy Neuentdeckung des Jahres, gemacht haben.
Es werden lediglich sechs Tracks gespielt. Es sind die Songs der EP (In Your Eyes, Northern Light) inklusive einer kleinen Abwandlung der ersten Single, sowie der aktuellste Song „Human Being“ und „Tempelhof“, die bisher noch nicht veröffentlicht wurden. Insofern ist der Abend auch ein besonderes Erlebnis, das nur wenigen Konzertbesuchern zuteil wird. Originell ist auch folgender Song. Wer noch nicht auf das aktuelle Fragrance-Testimonial eines großen Designers gestoßen ist, dem dürfte der Remix von Kate Boy des häufig weiterverarbeiteten 90er Jahre Hit von Edwyn Collins mit „Girl Like You“ auch nicht geläufig sein. Die Individualität des Songs besteht weiter und hat nun eine kühle und urbane-elektronische Note verliehen bekommen. Eben jener Stil macht die Musik von Kate und ihren drei Jungs aus. Kühler Synthie-Pop mit derben Beats, die hin und wieder Rave-Charakter aufkommen lassen.
Ein Kostümwechsel folgt, der leider genauso wenig für Begeisterung sorgt, wie das politisch motivierte Statement „Equal Human Evolve“ das sich nun auf ihrem Umhang befindet. Wenig später bedankt sich Kate beim Publikum mit den Worten: „You are fucking awesome“ und geht. Nur, ob man ihrem Ausdruck der Freude Glauben schenken kann? Nachdem dem Applaus nicht nachgegangen wird, stürmt der Tontechniker hinter und wieder auf die Bühne und cancelt die Zugabe mit einer einschlägigen Geste, die „Abbruch“ bedeuten sollte. Was hätte man sonst auch spielen sollen?
Kate Boy arbeitet nach eigener Aussage derzeit an einem Debütalbum. Ohne ein Album in der Tasche auf Tour zu gehen, beweist Mut. Immerhin muss einem bewusst sein, dass die großen Besucherscharen zunächst ausbleiben werden. Der Ruf als überkandidelte Hype-Band eilt dem schwedischen Quartett somit nicht voraus. Ob der Hype dennoch mit neuem Album neu entfacht wird? Das weiß nur der Trendforscher in seinem Blog.
Schön auf den Punkt gebracht, Nadine. Mein Fazit des Abends: Ganz nett, aber leider auch recht schnell wieder vergessen…
Ganz nett umschreibt es charmant! Es ist schön, aber nicht besonders, würde ich meinen!
Gruß
Tine von Segway Köln