Bekanntermaßen hat sich Marcus Wiebusch als Sänger und Texter der Bands …But Alive! sowie Kettcar einen Namen erspielt. Momentan wird der gebürtige Hamburger nicht müde zu erklären, dass Texte und Musik, die sich bei ihm ansammelten, heraus mussten und es in dieser Form niemals auf ein Kettcar-Album geschafft hätten. Folgerichtig tat er es unlängst seinem Label-Kollegen Thees Uhlmann gleich und veröffentlichte vor wenigen Wochen ein Solo-Album namens KONFETTI. Zeitnah gibt es eine kleine Tour, die seine Band und ihn ins ausverkaufte Bürgerhaus Stollwerck führt. Dort sollen erwartungsgemäß seine Songs live vorgestellt werden.
Doch zuvor tritt der obligatorische Support auf, welcher sich And The Golden Choir nennt. Hinter diesem Namen steckt eine Ein-Mann-Band mit Tobias Siebert, der als Anheizer zurzeit etwas durchgereicht wird. So war er neben seiner eigenen Tour auch bereits als Musiker und Vorgruppe für Slut unterwegs. Er benutzt Kompositionen, welche auf Vinyl gepresst sind und sampelt diese zu seinem Gitarrenspiel und Gesang ein. Da auch das Knacken der Platte zu hören ist, bekommt die sehr melancholische Musik einen Old-School-Touch. Die Stimme Sieberts ist gesanglich gut, allerdings in den sehr hohen Falsett-Stimmlagen zu Hause. So wird es mitunter doch fast ein bisschen störend kitschig und experimentell und entspricht nicht jedem Geschmack. Was den Hörgenuss erheblich trübt, ist der sehr schlechte Sound, welcher deutlich zu viel Höhen und Hall und zu wenig Bass enthält.
Dann ist es nach einer kurzen Umbaupause soweit. Marcus Wiebusch und seine siebenköpfige Band beginnen ihr Set so, wie auch KONFETTI beginnt, nämlich mit dem Opener „Off“, der das ca. 75-minütige Konzert eröffnet. In der Band des Hamburgers spielen durchaus bekannte Größen, wie Felix Weigt (Kid Kopphausen, Die Höchste Eisenbahn) am Bass, Christoph Bernewitz (Clueso) an der Gitarre und Tim Neuhaus am Schlagzeug. Letzterem macht es extrem Spaß zuzusehen, verausgabt er sich mit einem breiten Grinsen bei jedem Lied aufs Neue. Doch so toll die Band auch zusammengestellt ist und vor Spielfreude trotzt, der Sound bleibt unterirdisch. Streckenweise ist Wiebusch nicht zu verstehen, was bei Sprechgesängen wie bei „Der Tag wird kommen“ natürlich besonders stört. So ist es etwas schade für das Kölner Publikum, das sich trotz weniger Tage nach der Album-Veröffentlichung erstaunlich textsicher gibt und beim Gesang auch gerne einspringt. Sympathisch und authentisch spielen die Männer die Werke, wobei besonders „Nur Einmal Rächen“ gut ankommt. Die größte Stimmung entfachen dann letztlich doch zwei musikalische Leckerbissen von Kettcar, wovon „Balkon gegenüber“ um eine gehaltvolle Strophe erweitert wird.
Den zweiten „bekannten“ Track platziert er dann fast ans Ende seines Gigs („48 Stunden“) – und so lässt Wiebusch die meisten Zuschauer lächelnd und zufrieden nach Hause gehen.
Foto: Andreas Hornoff