Mongol Horde oder doch lieber Möngöl Hörde, Natalie Portman und Bandwürmer, die Hollywood erobern wollen – zunächst scheint das Nebenprojekt von Folk-Sänger Frank Turner ein wenig verwirrend. Legt man das gleichnamige neue Album MONGOL HORDE aber auf, gibt’s eine ordentliche Portion feinsten Hardcores – und der lässt dubiose Bandwürmer, die Natalie Portman befallen, schnell wieder vergessen.
Frank Turner, breitenerfolgreich mit Akustikgitarre, britischem Charme und Lagerfeuer-Romantik, zieht nun ganz neue Saiten auf. „Seit einiger Zeit ist es ein halbwegs offenes Geheimnis, dass sich als mein Nebenprojekt eine Band in der Entstehung befindet. Sie ist ziemlich heavy, Noiserock, vielleicht ein bisschen Hardcore und macht sehr viel Spaß.“, erklärt er auf seiner Homepage. Mag nun einige verwundern, denn was viele eeventuell nicht wissen: Turners Wurzeln liegen in der Punkmusik. So startete er 2012 mit dem Sleeping-Souls-Keyboarder Matt Nasir und Ex-Million-Dead-Kollege Ben Dawson ein Hardcore-Nebenprojekt namens Mongol Horde und mutiert nun auch Platte vom braven Folksänger zum harten Rocker. Musikalisch gibt es beim schlicht MONGOL HORDE betitelten Debütaöbum nichts zu meckern. In bester Hardcore- Manier beackert Turner sein Mikro und wechselt hektisch zwischen Geschrei und Sprechgesang. Das schnelle Riffing, der ungeschliffene Sound, die Mischung aus Ruhe und Explosion – der Hörer erlebt ein Revival des 90er Hardcores. Wie Turner schon sagt, geht es hierbei vorrangig um Spaß an der Musik. So nimmt sich das Trio auch selbst nicht zu ernst. Die Lyrics entlocken dem Hörer bestenfalls ein Kopfschütteln. Einmal singt Turner über Bandwürmer, die Natalie Portman befallen, um durch ihre Hilfe Hollywood zu erobern („Tapeworm Uprising“) , ein anderes Mal schmettert er ein verwirrendes “Mother was a pony / Father was a rhino / Neighbours didn’t like it / She’s a Unicorn” („Stillborn Unicorn“).
Mit einer solchen Haltung polarisiert man zwar, aber Mongol Horde wollen einfach nur Musik machen. Musik, die ganz frei ist von komplexen Strukturen und tiefgründigen Messages. Sie haben keine Lust erklären zu müssen, warum sie tun, was sie eben tun. Oder wie sie selbst auf ihrer Website schreiben: „Listen to the music. Enjoy it or don’t. Stop fucking asking questions.“
Ohr D’Oeuvre: Make Way / Tapeworm Uprising / Your Problem
VÖ: 30.05.2014; Xtra Mile Recordings/Indigo
Tracklist:
01. Make Way
02. Weighed And Found Wanting
03. Tapeworm Uprising
04. Casual Threats From Weekend Hardmen
05. Staff To The Refund Counter
06. The Yurt Locker
07. Stillborn Unicorn
08. Winky Face The Mark Of A Moron
09. Weak Handshake
10. Your Problem
11. How The Communists Ruined Christmas
12. Blistering Blue Barnacles
13. Hey Judas
Gesamteindruck: 9/10
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