Afrob – Push
Irgendwie war er ja immer dabei, der Afrob. Dass PUSH doch erst sein fünftes Soloalbum innerhalb von 15 Jahren ist, liegt vor allem daran, dass der Stuttgarter sich zwischen seinen letzten Alben Ruhepausen von mehr als vier Jahren gegönnt hat und zuletzt ausufernd lange mit Langzeit-Kollege Max Herre auf Tour war. Nun dreht Afrob die Uhr zurück und bringt mit PUSH ein Album, auf dem seine Stärken voll zur Geltung kommen: Die Beats sind oldschool, klar heraus und bieten ihm genau den Platz, den er benötigt. Dass ihn dabei Hochkaräter wie Megaloh, Samy Deluxe und Max Herre unterstützen, wirkt sich definitiv nicht zum Nachteil aus: So stark hat man Afrob lange nicht mehr gehört.
– Gesamtwertung: 8/10; VÖ: 30.05.2014
Cro – Melodie
Ohne hier die sowieso unsinnige „Ist Cro Hiphop oder nicht?“-Diskussion noch einmal aufwärmen zu wollen: Album Nummer zwei macht genau dort weiter, wo der Rapper mit der Pandamaske 2012 aufgehört hat. Zwischen dem sich-selber-feiern und schwiegermutterkompatiblen Liebestexten hat Cro dabei wieder das Glück, sich auf qualitativ hochwertige Produzentenskills verlassen zu können, die ihm nicht nur die Radiohits mundgerecht aufbereiten, sondern auch ein Gespür für schöne Samples und so offensichtlich platzierte musikalische Anleihen haben, dass man irgendwann einfach nicht mehr anders kann, als mitzusummen. Ergo: Alles genau wie erwartet und vollkommen ohne Überraschungen.
– Gesamtwertung: 6/10, VÖ: 06.06.2014
The Roots – …And Then You Shoot Your Cousin
Im Prinzip hat man es ja längst aufgegeben, von ihnen so etwas wie ein Hitalbum zu erwarten. Wozu auch, schließlich fährt die Truppe aus Philadelphia ja seit Jahren mit Konzeptalben ziemlich gut. Auch auf ihrem 11. (!) Studioalbum setzen ?uestlove, Black Thought & Co. ihren Weg konsequent fort: Rohe, meist düstere, aber nicht unmelodiöse Arrangements mit schwer scheppernden Drums und hart rollenden Bassgrooves, auf denen sie mit spitzer Zunge und sarkastischer Kritik über die dunklen Seiten des Stadtlebens erzählen.
Wie üblich: Gesamtkunstwerk, aber nicht immer leicht eingänglich. Typisch The Roots eben. Und zu wem passen verstorbene Soul- und Jazz-Legenden wie Nina Simone und Mary Lou Williams als Gäste besser als zu diesen Herren?
– Gesamtwertung: 8,5/10; VÖ: 16.05.2014
50 Cent – Animal Ambition: An Untamed Desire To Win
Es ist schon eine Weile her, dass 50 Cent für positive musikalische Schlagzeilen gesorgt hat – in den letzten Jahren waren die Klatschspalten Fiddys bevorzugter Aufenthaltsort. Nach fast 5 Jahren Pause nun also ein neues Studioalbum mit vielsagendem Titel und Cover – lässt Curtis Jackson endlich wieder das Tier heraus? In der Tat, er scheint es doch noch zu können: ANIMAL AMBITION konzentriert sich auf das Wesentliche, ignoriert alle Hypes der letzten Jahre, führt zurück zu den Wurzeln – und verbreitet damit in großen Teilen den Esprit und Drive, der Curtis Jackson in den letzten Jahren immer wieder gefehlt hat. Eine gute Wahl.
– Gesamtwertung: 7/10, VÖ: 30.05.2014
Noah Kin – Now You See
Großbritannien? Frankreich? USA? Finnland is the place to be und Heimat einer großen aktuellen Raphoffnung. NOW YOU SEE ist bereits das dritte Album des sympathischen 19-jährigen mit nigerianischen Wurzeln und zu großen Teilen von ihm selbst produziert. Während Noah Kin auf eine Mischung aus Boombap- und reduzierten Elektrobeats mit einigen gesungenen Hooklines setzt, erinnert er in Punkto Flow / Stimme oft an seinen schwedischen Kollegen Promoe und überzeugt dabei mit selbstreflektierten sowie kritischen Inhalten. Wirkt alles auf den ersten Blick nicht unbedingt spektakulär, überzeugt aber mit durchgehend gutem Handwerk.
– Gesamtwertung: 7,5/10; VÖ: 30.05.2014
Flowin‘ IMMO – Geschlossene Gesellschaft
Ihn hatte man schon längst aus dem Gedächtnis gestrichen, sein letztes nennenswertes Lebenszeichen stammt schließlich aus dem Jahr 2009 und noch viel länger zurück liegen seine FAB-Zeiten mit Ferris MC. Was also macht der Szene-Held der späten 90er heute? Finanziert sein viertes Studioalbum über Crowdfunding. Legitime Maßnahme, vor allem wenn nicht davon auszugehen ist, dass er jetzt noch von seiner früheren Bekanntheit zehren kann. GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT ist ein Sinnbild der inneren Zerrissenheit des Protagonisten: Es beginnt mit einem runtergeschrabbelten Punksong und Hiphop ist in der Folgezeit nur eines der Elemente, die er im lediglich anfangs verwirrenden Zusammenspiel der Stile verwendet. „Bin ich verrückt, hab ich etwa ne Meise?“ ist eine Frage, die bis heute unbeantwortet im Raum steht. Viel klarer die abschließenden Worte: „Irgendwann muss doch auch mal gut sein.“ Das ist es wirklich. Gut.
– Gesamtwertung: 7/10; VÖ: 23.05.2014
Chinese Man Records – The Groove Sessions Vol. 3
Einst vor zehn Jahren als Hiphop-Kollektiv gestartet, ist aus Chinese Man längst ein arriviertes französisches Independentlabel geworden, das nun seinen Geburtstag mit Compilation feiert. Der Name ist Programm – in der Tat gelingt Chinese Man Records hier ein wahres Groove-Manifest. Zwischen Funk-, Jazz-, Latino- und orientalisch beeinflussten Stücken groovt es an allen Ecken und Enden und zahlreiche talentierte Künstler (Deluxe! Chinese Man!) zeigen, dass sie mehr können als Underground und vor allem mehr als nur typischen Hiphop, zum Beispiel D&B oder Breakbeat.
– Gesamtwertung 7,5/10, VÖ: 30.05.2014
Chlorine Free – Le Fish Nochmal Frankreich: Wenn Chlorine Free loslegen, erinnert vieles an Herbie Hancocks Meisterwerk HEADHUNTERS. Dass sie sich u.a. mit US-Rapper Raashan Ahmad einen wahren Meister des Fachs hinzugeholt haben, setzt dem zweiten Album des Jazz- und Funk-Kollektivs noch die Krone auf. Keine Kopie, sondern genau so gewollt: stilecht, funky und vor allem richtig fresh. – Gesamtwertung 7,5/10, VÖ: 11.07.2014
Veedel Kaztro – Büdchen Tape II
Auch wenn der Kölner zu der Generation Rapper gehört, die mit Sido & Co. aufgewachsen sind, beschwört Veedel Kaztro (man bemerke das Wortspiel) die alte Schule: mit Kölsch und Kippe zu Hiphop-Beats vor’m Büdchen (die urkölsche Variante des Kiosks) abhängen, ein paar Reime droppen und das ganze auf Tape (ja, Kassette!) aufnehmen. Wer sein Label MPM kennt, weiß dass den aufmerksamen Zuhörer dort funky Beats und augenzwinkernde, nicht immer ganz ernst gemeinte Raptexte erwarten. Schickes Ding, yeah!
– Gesamtwertung: 7,5/10; VÖ: Mai 2014
Freidenker – Stadtnomade
Gegründet 1997, haben die Stuttgarter eine ganze Menge in Hiphop-Deutschland erlebt und dies auf mittlerweile vier Studioalben mitskizziert. STADTNOMADE ist nun ihre ganz persönliche Großstadtpoesie zwischen Jugendnostalgie und urbaner Tristesse, produziert zu großen Teilen von den Szenehelden Dexter und Shuko. Dank seiner leichtfüssigen Art und schön groovender Funk-Samples verbreitet STADTNOMADE jede Menge Sommerfeeling. Gefällt!
– Gesamtwertung: 7,5/10, VÖ: 06.06.2014
Trouble Orchestra – Heiter
Was hier vollmundig als große Neuheit angekündigt wird, ist eigentlich ein alter Hut: Hiphop, Rock, gesungene Refrains, dazu die ein oder andere politisch-kritische Aussage. In gewisser Weise versuchen Trouble Orchestra die Lücke zu füllen, die bis zum neuen Kraftklub-Album inmitten der Crossover-Fraktion klafft. Das gelingt der Hamburger Kombo um Neonschwarz-Rapper Johnny Mauser aber nur teilweise, denn letztlich entwickeln sie trotz guter Ansätze nur selten genug Verve, um in derart große Fußstapfen zu treten.
– Gesamtwertung: 5,5/10, VÖ: 16.05.2014
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. AcceptRead More
Datenschutz & Cookies Policy
Privacy Overview
This website uses cookies to improve your experience while you navigate through the website. Out of these, the cookies that are categorized as necessary are stored on your browser as they are essential for the working of basic functionalities of the website. We also use third-party cookies that help us analyze and understand how you use this website. These cookies will be stored in your browser only with your consent. You also have the option to opt-out of these cookies. But opting out of some of these cookies may affect your browsing experience.
Necessary cookies are absolutely essential for the website to function properly. This category only includes cookies that ensures basic functionalities and security features of the website. These cookies do not store any personal information.
Any cookies that may not be particularly necessary for the website to function and is used specifically to collect user personal data via analytics, ads, other embedded contents are termed as non-necessary cookies. It is mandatory to procure user consent prior to running these cookies on your website.