Hieß es 2011 noch, dass CELESTIAL LINEAGE das vorerst letzte Album von Wolves In The Throne Room sein würde, dass man zwar weiterhin miteinander Musik machen werde, aber weder unter diesem Namen, noch in der bisherigen musikalischen Ausrichtung, noch mit der bisherigen Konzentriertheit auf die Musik, sind die Brüder Aaron und Nathan Weaver dann doch schneller wieder zurück als gedacht – und das unter ihrem wohlbekannten Namen.
Aber in der Tat mit völlig neu ausgerichteter Musik, die – so man denn die Werke von WITTR kennt – dann doch nicht ganz so überraschend kommt.
Das fünfte Werk des einstigen Black Metal-Gestirns ist ein rein instrumentales Ambient-Album mit der visionären Kraft eines düsteren Soundtracks, welches mehr als deutlich an Tangerine Dream (oder auch Brian Eno und Klaus Schulze) erinnert. Das mag, auch wenn es gut gemacht ist, wenig originell erscheinen, ist aber dennoch authentisch, da hier frühere Ambitionen des Duos wiederaufgenommen und auf ein völlig neues Level gehoben werden und die besondere Magie, die Wolves In The Throne Room Alben bisher innewohnte, auch auf CELESTITE jeder Note entströmt. Großartig!
Dichte und vielfach geschichtete Klangkaskaden aus flächigen Synthesizern schweben durch Raum und Zeit, mystisch, kosmisch, unnahbar, lassen klingelnde und perlende Töne über pulsierende Rhythmen wirbeln, verdichten sich zu einer beklemmenden Atmosphäre und lösen diese wieder auf. Die Begleitmusik für einen Spaziergang zwischen den Sternen. Gitarren gibt es nur einmal harsch und dronig bei „Initiation At Neudeg Alm“, wo für einen Moment das musikalische Erbe der Band hindurchschimmert, oder hintergründig gedämpft im vorab veröffentlichten Track „Celestite Mirror“, der alles vereint, was CELESTITE insgesamt ausmacht und dabei am kompaktesten und stringentesten komponiert wirkt.
Unter dem Banner von Wolves In The Throne Room wird CELESTITE sicherlich viele alte Fans verschrecken, Gemüter erhitzen und Meinungen spalten. Der unvoreingenommene Hörer und Fan von Froese, Schulze und Co. findet hier ein musikalisches Kleinod. CELESTITE ist ein solider Neuanfang (wenn auch nicht zwangsläufig unter dem Banner WITTR) und man darf gespannt sein, ob und wie Wolves In The Throne Room zukünftig darauf aufbauen werden.
Ohr d’oeuvre: Celestite Mirror, Turning Ever Towards The Sun
VÖ: 04.07.2014; Artemisia Records
Tracklist:
01. Turning Ever Towards The Sun
02. Initiation At Neudeg Alm
03. Bridge Of Leaves
04. Celestite Mirror
05. Sleeping Golden Storm
Gesamteindruck: 7,5 / 10