Mit ihrem dritten Album COMPLETE SURRENDER tritt das Sheffielder Duo Slow Club den Beweis an, dass Nordengland traditionell nicht weit weg von Memphis und Detroit liegt. Konnte man bisher Rebecca Taylor und Charles Watson eher dem New Folk zurechnen, legen sie auf ihrer aktuellen Platte eine ganz eigene Interpretation des Northern Soul vor.
Die Platte ist eine tiefe Verbeugung vor den Motown-Helden der 60er und 70er Jahre, funktioniert allerdings nur, weil die beiden ihre Wurzeln nicht über Bord werfen. Taylors Stimme, die sich von der tiefsten Depression in die höchsten Jubelarien schraubt, wird mit vielstimmigen Chören unterlegt. Songs wie „Suffering you, suffering me“ oder „Complete Surrender“ funktionieren über Bläser- und Streicherarrangements aus denen die Supremes, Aretha Franklin oder Marvin Gaye dem Hörer geradezu entgegen springen.
Trotzdem bleibt die Produktion angenehm zurückhaltend. Slow Club erliegen nicht der Versuchung, die Songs mit zu viel Bombast und Zuckerguss zuzukleistern, sondern setzen nur die notwendigsten Akzentuierungen. Höhepunkt ist die Pianoballade „Number One“, die man problemlos zu einer Pophymne à la Duffy hätte machen können – sie bleibt aber eine wunderschön unfertige und melancholische Momentaufnahme. Zum Schluss kehrt das Duo mit den spartanisch instrumentierten „Paraguay and Panama“ sowie „Dependable People And Things I Am Shure Of“ zu seinen Wurzeln zurück.
Mit COMPLETE SURRENDER zeigen Slow Club eine überraschende Facette und finden für sich heraus, dass Soul die direkteste Form ist, die Gipfel und Abgründe menschlicher Beziehungen zu vertonen.
Ohr D´Oeuvre: Number One / Complete Surrender/ Not mine to love
VÖ: 11.7.2014, Caroline (Universal Music)
01. Tears of joy
02. Everything is new
03. Suffering you, suffering me
04. Not mine to love
05. The pieces
06. Number one
07. The queen’s nose
08. Complete surrender
09. Paraguay and Panama
10. Dependable people and things i am shure of
11. Wanderer wandering
Gesamteindruck: 7,5 / 10