Ein Singer-Songwriter? Schon wieder? Stopp! Dieser hier, Jeff Beadle, hat es verdient, dass man ihm ein Ohr leiht.
Eigentlich schien das weite Feld der Singer-Songwriter nach der Renaissance des Genres Anfang des neuen Jahrtausends abgegrast. Um die Protagonisten wie Damien Rice oder Conor Oberst, die das Feld bereiteten, ist es ruhig geworden und die nachfolgenden Generationen um Ben Howard, Tom Odell, William Fitzsimmons oder auch George Ezra lassen ein wenig Kreativität und Eigenständigkeit vermissen. Sieht man mal von Ausnahmekünstlern wie Glen Hansard ab, gehört das Genre im Moment nicht zum spannendsten im Musikgeschäft. Umso erfreulicher ist es, dass mit Jeff Beadle ein junger Mann sein erstes Album veröffentlicht, der nicht zwanghaft etwas Neues machen will, sondern das, was er macht – klassischen Singer-Songwriter-Folk – authentisch und qualitativ sehr hochwertig vorträgt. Es ist die Schlichtheit seiner Songs, gepaart mit der Vielfältigkeit seiner Stimme, die ihn aus dem Gros der aktuellen Künstler herausstechen lässt. Schon der Opener von THE HUNTINGS END, Silver Zippo Lighter, ist ein Song, bei dem sich direkt dieses wohlige Gefühl einstellt, das einen die gesamte Platte nicht mehr verlässt. Auf Konzerten weist Beadle gerne darauf hin, dass er den Song nicht im Auftrag des bekannten Feuerzeugherstellers geschrieben hat, sondern dass es darin vielmehr um einen Song voller Jugenderinnerungen geht. Nichtsdestotrotz hat ihm dieser Song auf dem Haldern Pop Festival ein nagelneues Feuerzeug eingebracht, da der bekannte Feuerzeughersteller langjähriger Sponsor des Festivals ist und es sich nicht nehmen ließ, den Chef höchstselbst mit der Übergabe zu betrauen. Das Hauptmotiv der Texte auf THE HUNTINGS END sind Erinnerungen und kleine Geschichten aus seiner kanadischen Heimat nahe Toronto und das Verarbeiten gescheiterter Beziehungen.
Auch Jeff Beadle erfindet mit THE HUNTING END das Rad nicht neu, jedoch ist es immer wieder schön zu sehen, dass es Künstler gibt, die sich aufgrund ihrer Ausstrahlung vom Gros vieler anderer Künstler absetzen. Schaut man sich die Resonanz bei den Konzerten seiner – wohlgemerkt – ersten Deutschland Tour an, so kann man sich sicher sein, dass man vom sympathischen Kanadier noch einiges hören wird.
VÖ: 01.08. 2014; Butterfly Collectors (Indigo)
Ohr d’oeuvre: Silver Zippo Lighter, Heartbreak Hood
Tracklist:
01. Silver Zippo Lighter
02. Did You Run
03. Cautious Lovers
04. Heartbreak Hood
05. This Ain’t Heaven
06. Devil’s Arms
07. Street Lamps
08. Nicotine Hands
Gesamteindruck: 7/10