Wenn sich alte Hasen aus dem Musikgeschäft zusammentun, ergibt das entweder eine Erfolgsgeschichte oder aber ein Desaster. Na ja, ganz so schlimm ist das Debüt der Kalifornier nicht – aber das macht vielleicht auch das Problem aus: man kann es nicht in den Himmel loben, jedoch auch nicht komplett verreißen. SOON WE’LL ALL BE GHOSTS ist einfach ein Album unter vielen.
Mit Larry Herweg (Pelican, ÆGES, Tusk, Lair of the Minotaur), Kim Kinakin (Sparkmarker, Skinjobs, Strain), Mark Von Holcomb (Undertow, Shift, ÆGES, Dust Moth) und Jason Craig (Sparkmarker, Dust Moth, Narrows) zählt San Angelus zu den Bands, deren Mitglieder schon reichlich Erfahrung mitbringen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum SOON WE’LL ALL BE GHOSTS als Debütalbum eine Enttäuschung darstellt: die mitreißende Energie fehlt, der letzte Funken, der das Album zu etwas Besonderem macht, springt einfach nicht über. Die Stimme von Sänger Kim Kinakin durchbricht die Musik nicht, sondern geht in den Melodien unter. Sie wird von den Instrumenten geradezu gedämpft. Doch wirklich viel Text hat Kinakin auch gar nicht zu singen, denn die Lyrics sind kurz gehalten, so dass viele Songs Fragmentcharakter haben. Die schwermütige Stimmung am Mikro spiegelt sich auch in der Spielweise der Instrumente wieder. Die Drums wirken einschläfernd, die Gitarren summen vor sich hin – man wartet auf eine musikalische Explosion, schließlich kommen die Amerikaner alle aus Rockbands. Allerdings spinnen sie lediglich Spannungsbögen, die ins Nichts führen.
SOON WE’LL ALL BE GHOSTS ist kein Album, dass man sich unbedingt ein zweites Mal anhören möchte, denn es bleibt nicht im Gedächtnis und landet sofort im Nirvana der angesammelten Musikalben, die man mal gekauft hat und nun im Wandschrank verstauben. Wer Liebhaber von softer, schwermütiger Rockmusik ist, wird an dem Album dennoch Gefallen finden. Die Hardcore-Fans unter uns können SOON WE’LL ALL BE GHOSTS sogar als ein auf 100 Exemplare limitiertes „Deluxe-Package“ kaufen. Wer es langsamer angehen möchte, ist auch mit dem preisgünstigeren „Eco-Package“ ganz gut bedient. Trotz der eher kraftlosen Darbietung auf dem Debütalbum kann man dennoch gespannt sein, was San Angelus in Zukunft noch von sich hören lassen werden, denn schließlich haben sie in ihren vorherigen Bands schon bewiesen, dass sie es eigentlich drauf haben.
Ohr d’Oeuvre: Break The Stars
VÖ: 26.09.2014; Arctic Rodeo Recordings
Tracklist:
01. One Hand On The Wheel
02. Enslin
03. Splitting Differences
04. Interlude
05. For What It’s Worth, It’s Already Broken
06. Ad Astra Per Aspera
07. Break The Stars
08. All Bets On The Slow Kid
09. The Best I Can Do For You
10. Without You…(I Am Everything You Said I’d Never Be)
11. Uncomfortable Silences
12. Waiting For Accidents To Happen
Gesamteindruck: 5/10