Nach vier Jahren Pause veröffentlichen Interpol mit EL PINTOR endlich ein neues Werk. In der Zwischenzeit passierte viel: Bassist Carlos Dengler verließ die Band und Paul Banks wandelte auf Solopfaden.
Das sind Voraussetzungen für große Überraschungen bei einer erneuten Zusammenarbeit. Und die treten auch prompt ein. Es war nämlich nicht unbedingt zu erwarten, dass EL PINTOR den Weg zurück zum musikalischen Ursprung der Band einschlägt und mit einer atmosphärischen Intensität aufwartet, die Interpol schon lange nicht mehr erreichten. Die Stücke erinnern stark an TURN ON THE BRIGHT LIGHT und ANTICS, entwickeln eine vergleichbare Dynamik, sind aber im Gegensatz dazu weniger dunkel, was besonders bei den langsamen Stücken zum Tragen kommt.
Der Opener „All the rage back“ – gleichzeitig die erste Single-Auskopplung – ist ein guter Einstieg, der groovt und Neugier auf die kommenden Songs weckt. Diese wird befriedigt. Interpol haben ein sehr homogenes Album aufgenommen, das sich von den experimentelleren Ansätzen verabschiedet und durch den von den früheren Alben bekannten Sound mit klaren Gitarrenriffs, straighten Bassläufe und einem genau getimten Schlagzeug punkten kann.
Dabei hält EL PINTOR den Spannungsbogen, den es mit dem Opener anstößt, bis zum Ende aufrecht. Neben der erwähnten Single bleiben noch „Everything is wrong“ und Ancient ways“ im Ohr hängen, die mit ihrem feinen Rhythmus schnell dazu animieren, das Tanzbein zu schwingen. Mit „My blue supreme“ und „Twice as hard“ befinden sich auch zwei düsterere Balladen auf der Scheibe, die allerdings weniger deprimierend wirken als auf den beiden letzten Alben.
Als Quintessenz ist festzuhalten, dass Interpol mit EL PINTOR ein gelungenes Post-Punk-Album mit eingängigen Melodien eingespielt haben, welches den Weg zurück zum musikalischen Ursprung der Band einschlägt und dringend zum wiederholten Anhören einlädt.
Ohr d’Oeuvre: All the rage back home / Everything is wrong / Ancient ways
VÖ: 05.09.2014 – Matador Records
Tracklist:
01. Leave me now
02. My desire
03. Anywhere
04. Same town new story
05. My blue surpreme
06. Everything is wrong
07. Breaker 1
08. Ancient ways
09. Tidal wave
10. Twice as hard
Gesamteindruck: 7/10