Syro u473t8+e4 bit 9d api+e+6S950tx16wasr10 – nein, mir ist nicht gerade die Kaffeetasse auf die Tastatur gefallen, ich habe lediglich drei Songtitel des neuen Albums von Aphex Twin aneinandergehängt. Wenn man böse ist, könnte man Richard D. James vorwerfen, dass er seine Musik wohl ebenso schnell zusammenklickt wie derartige Titel.
Es ist nämlich davon auszugehen, dass diese Ikone der elektronischen Musik die dafür notwendigen Programme und Kniffe so perfekt beherrscht, dass er derartiges in Nullkommanix fertigstellen kann (weshalb er wohl laut eigener Aussage auch noch ein paar Alben auf seiner Festplatte rumliegen hat). Zugutehalten muss man ihm jedoch, dass er sich zumindest als Aphex Twin vergleichsweise rar macht, denn wenn man die AFX-Box ANALORD, seine EPs unter dem Namen The Tuss und die unter anderen Namen veröffentlichten Acid House-Geschichten außen vor lässt, dann handelt es sich bei SYRO tatsächlich um das erste Album seit 2001.
Warum hat er so lange gewartet? Fand er vielleicht, dass es wieder an der Zeit sei, seinen großen Namen nicht mehr nur in den Plattenkritiken seiner Epigonen zu lesen? Und hat es sich wirklich gelohnt, ausgerechnet diese Stücke auf einem Album zu vereinen?
Die Welt wird James mit SYRO wohl nicht aus den Angeln heben. Hätte er das vorgehabt, wäre es ihm jedoch ziemlich sicher gelungen. Aber beweisen musste er das wohl niemandem mehr. Stattdessen gibt es „Easy Listening Aphex Twin“, bei dem der Spaß am elektronischen Musikmachen sofort und unmittelbar aus jedem Ton, jedem Glitch und jedem zerstückelten Takt dringt. Selbst wenn es also tatsächlich stimmen sollte, dass er seine Musik mal eben zwischen Klogang und Frisörtermin zusammenschiebt, nimmt man ihm dennoch ab, dass er von den Ergebnissen auch selbst immer wieder begeistert ist. Zu Recht, denn diese Leichtigkeit ist schlicht und einfach einmalig! Enttäuscht sein kann man (möglicherweise) aber trotzdem.
Ohr d’Oeuvre: besser alles am Stück (weshalb die Vinylveröffentlichung, die sich über sechs Plattenseiten erstreckt, zum Anhören absolut ungeeignet ist)
VÖ: 19.09.2014; Warp
Tracklist:
01. Minipops 67 (Source Field Mix)
02. XMAS_EVET10 (Thanaton3 Mix)
03. Produk 29
04. 4 bit 9d api+e+6
05. 180db_
06. CIRCLONT6A (Syrobonkus Mix)
07. Fz pseudotimestretch+e+3
08. CIRCLONT14 (Shrymoming Mix)
09. Syro u473t8+e (Piezoluminescence Mix)
10. PAPAT4 (Pineal Mix)
11. S950tx16wasr10 (Earth Portal Mix)
12. Aisatsana
Gesamteindruck: Die einen sagen so, die anderen so …