Lange haben die Fans in Berlin warten müssen um Placebo nach ihrer letzten Tour 2006 wieder einmal live bewundern zu können. Doch jetzt, im grauen November 2009 ist es endlich soweit und die Jungs stehen mit Steve Forrest, dem „neuen“ in der Band, der inzwischen gar nicht mehr so neu ist und teilweise ebenfalls erneuerter Liveband im Zuge ihrer „Battle For The Sun“-Tour auf der Bühne. Und schnell wird klar: Placebo gehören zu einer der besten Livebands auf diesem Planeten. Immer noch. Vielleicht waren sie, jetzt wo die interne Chemie in der Band wieder zu stimmen scheint, auch noch nie so gut wie auf ihrer aktuellen Tournee. Da sitzt jede Note, jeder Ton und trotzdem hat man nicht das Gefühl, als würden sie ihr Set gelangweilt herunter spielen. Im Gegenteil. Sie haben ihre Freude an der Musik wieder gefunden. Placebo brauchen keine große Show und auch das nicht viel mit dem Publikum geredet wird, kennt man und stört nicht. Die Musik spricht hier für sich. Nicht nur Steve Forrest bearbeitet seine Drums als gäbe es kein Morgen, auch Violinistin Fiona Brice sorgt dafür, dass die Songs live ihre ganz eigene Note bekommen.
Der Anfang des Konzerts widmet sich ganz dem neuen Album: nach dem Opener „For What It’s Worth“, folgen „Ashtray Heart“ und „Battle For The Sun“, bevor mit „Soulmates“ der erste ältere Song gespielt wird.
Wenn es heute Abend überhaupt etwas zu kritisieren gibt, dann ist es die Songauswahl. Fast alle Songs von „Battle vor The Sun“ werden gespielt, sowie sehr viele vom Vorgänger „Meds“ und einige Klassiker. Obwohl man das so erwarten konnte wenn man sich die Setlist der letzten Wochen angeschaut hat, über den ein oder anderen älteren Song mehr, hätte sich das Publikum sicher mehr als gefreut. Kein „Black-Eyed“, kein „Without You I’m Nothing“ und das erste Album wird gleich gänzlich ignoriert. Sei es drum, über den Rest kann sich heute niemand beklagen.
Brian Molkos Deutschkenntnisse gibt es wie auf jedem der bisher gespielten Deutschlandkonzert vor der akustischen Version von „Because I Want You“ zu bewundern, wo er dem Publikum verspricht, nachdem „Rock’n Roll“ nun ein bisschen „Rock’n Schwul“ zu spielen. Aber nicht nur „Because I Want You“, auch „Twenty Years“ und „Bright Lights“ werden in einer anderen Version vorgetragen, als die die auf Cd zu finden sind und das steht den Songs ausgesprochen gut.
Wer nach „Bitter End“ dem letzten Lied der ersten Zugabe denkt, das Konzert sei nun zu Ende, täuscht sich. Die Band kommt noch einmal zu einer zweiten Zugabe auf die Bühne und spielt mit „Trigger Happy“ auch einen bisher unveröffentlichten neuen Song, der im Publikum großen Anklang findet. Mit „Taste in Men“ ist dann aber nach gut zwei Stunden und 22 Songs endgültig Schluss und man wünscht sich inständig, dass die Jungs bald wieder vorbeischauen.
Setlist:
For What It’s Worth
Ashtray Heart
BFTS
Soulmates
Speak in Tongues
Follow the Cops back home
Every You, Every Me
Special Needs
Breathe Underwater
Happy You’re Gone
Julien
Never Ending Why
Blind
Devil in the Details
Meds
Song to Say Goodbye
Bright Lights
Special K
Bitter End
Trigger Happy
Infra Red
Taste in Men