Mit ENCYCLOPEDIA erscheint das dritte Album von The Drums, was an ein mittleres Wunder grenzt, betrachtet man die personellen Veränderungen der letzten Jahre.
Feierten die New Yorker 2010 mit ihrer Mischung aus Manchester Wave und 50er-Jahre-Surfgitarren den internationalen Durchbruch, wurde die Band im Folgenden personell ordentlich durchgeschüttelt. Neben dem Gründungmitglied Adam Kessler verließen diverse weitere Musiker die Band. Verblieben sind nur noch Sänger Jonathan Pierce und Gitarrist Jacob Graham, die bereits eine gemeinsame Vorgeschichte in der Synthieband Goat Explosion hatten. Auf diese Vergangenheit und auf die schwärmerisch-romantische Seite, die The Drums stets inne wohnte, scheinen sich die Beiden bei der Komposition der neuen Lieder besonnen zu haben. Deutlich hört man, dass die Smiths immer schon zu ihren großen Vorbildern gehörten. So tauchen The Drums tief in den Wave der 80er ein und befördern 13 Lieder an die Oberfläche, die sich mit den Themen Liebe und Scheitern auseinandersetzen. Die Höhepunkte können sie dabei in den ruhigen Momenten der Platte setzen, in denen das Duo völlig in sich zu ruhen scheint und den Songs Zeit gibt, Melodien und Stimmungen zu entwickeln. Dieses gelingt leider nicht durchgehend auf ENCYCLOPEDIA; in einer Reihe von Liedern wie der ersten Single „Magic Mountain“ kann sich die Band nicht zwischen den Stilen entscheiden. Electroclash-Ansätze werden wild gemischt mit verträumten Synthie-Melodien, allerdings ohne die Entwicklung von harmonischen Songstrukturen.
Diese Unentschlossenheit trübt das Hörvergnügen teilweise gewaltig. So legen The Drums mit ENCYCLOPEDIA einen Neuanfang hin, der trotz eines mutigen Ansatzes eher holprig ausfällt.
Ohr d’Oeuvre: I can’t pretend / Kiss me again
VÖ: 26.09.2014; Minor Records (rough trade)
Tracklist:
01. Magic Mountain
02. I can’ pretend
03. I hope time doesn’t change him
04. Kiss me again
05. Let me
06. Break my heart
07. Face of god
08. U.S. national park
09. Deep in my heart
10. Bell laboratories
11. There is nothing left
12. Wild geese
Gesamteindruck: 6/10