Was hat der Altrocker nicht alles schon rausgebracht! Solo, mit Band oder als Duett, mal laut, mal leise und meist traf er dabei das Herz der Kritiker und Fans.
Das gilt auch für PHANTHOM RADIO, enthält es nicht weniger als zehn perfekt auf Lanegans Stimme abgezielte Songs in bester Krautrock-Manier. Doch auch andere Stile wie Wave, Alternative und mehrere Varianten von Rock fließen in das Album mit ein. So entsteht ein Mix, der öfter gehört werden sollte, da sich die Bandbreite erst beim mehrmaligen Durchlaufen erschliesst. Trotzdem überfordern die Lieder keineswegs, wirken eher roh und unperfekt. Genau das ist es aber, was das Album so rund macht. Kaum einer rockt so melancholisch und düster, dabei so minimalistisch und mit einer Prise Dreck wie Lanegan, der hier einmal mehr eindrucksvoll unterstreicht, dass er in vielen Genres zu Hause ist und gut Hörbares dabei rumkommt. Einzig die Tatsache, dass der Sound über die komplette Spiellänge sehr wenig variiert, kann enttäuschen. Doch diese ist mit rund 38 Minuten knapp bemessen und Längen kommen so erst gar nicht auf. Ausserdem klingt in seinen neuen Stücken inzwischen streckenweise etwas Altersmilde durch, angenehm aber eben nicht ganz so aggressiv und temporeich wie früher.
Insgesamt gelingt Mark Lanegan ein in sich sehr stimmiges Album, bei dem kein Lied zum Skippen verdammt ist und das Anhänger sehr zufrieden stellen sollte. Neue oder gar jüngere Fans wird er mit PHANTOM RADIO eher nicht dazu gewinnen und das scheint ihm vielleicht sogar recht zu sein. Es gibt auch eine Doppel-CD-Version, welche die EP namens NO BELLS ON SUNDAY enthält. Diese war vorab nur als Download erhältlich und lohnt sich für den geringen Aufpreis durchaus.
Ohr d’Oeuvre: Harvest Home / The Wild People
VÖ: 17.10.2014; Pias Coop / Heavenly (rough trade)
Tracklist:
01. Harvest Home
02. Judgement Time
03. Floor Of The Ocean
04. The Killing Season
05. Seventh Day
06. I Am The Wolf
07. Torn Red Heart
08. Waltzing In Blue
09. The Wild People
10. Death Trip To Tulsa
Gesamteindruck: 8/10