Hätten die Rezensionen bei jmc Überschriften, könnte man eine von diesen hier nehmen:
– Lennon-McCartney von Außerirdischen entführt
– Miley Cyrus endgültig durchgedreht
– Pop-Blasphemie!
– Wer macht denn so was?
The Flaming Lips machen so was. Warum? Weil sie es können! Und das vor ein paar Jahren mit THE DARK SIDE OF THE MOON auch schon einmal gemacht haben. Damit könnte die Rezension eigentlich schon enden, aber natürlich wüsste dann noch niemand, was denn überhaupt auf WITH A LITTLE HELP FROM MY FWENDS los ist.
Im Grunde muss man sich das Ganze so vorstellen, als hätte jemand die Einzelspuren des Albums SGT. PEPPER’S LONELY HEARTS CLUB BAND neu zusammengemixt– manche Spuren wurden weggelassen, andere wurden ersetzt durch eigene Gesänge sowie Neueinspielungen auf diversen (gerne auch nur unzureichend gestimmten) Instrumenten; bei wieder anderen hat man die Originale am Bildschirm elektronisch nachgebaut oder aber gleich neu programmiert; und grundsätzlich wurden auf sämtliche Spuren so ziemlich alle Effekte gelegt, die zur Verfügung standen. Klingt in Buchstaben ausgedrückt vermutlich genauso unhörbar wie über die heimischen Lautsprecher, die man schon bei J Mascis‘ Gitarrensolo im Opener panisch auf Schäden untersuchen möchte. Wenn man dann noch erfährt, dass Skandalnudel Miley Cyrus bei zwei Liedern mitmischt, dürfte die Lust, sich diese Platte anzuhören, wohl gegen Null tendieren.
Dies wiederum ist ein Fehler, denn das Album ist fantastisch! Miley macht ihre Sache bei „Lucy in the sky with diamonds“ ebenso gut wie bei „A day in the life“, wo sie McCartneys Part singt, der musikalisch dem von Lennon noch deutlicher als im Original gegenübergestellt wird. Wer sich so viel Mühe gibt, ein (weiteres) Kultalbum derart autoaggressiv in seine Bestandteile aufzulösen und der Popkultur vermeintlich beide Mittelfinger entgegenzustrecken, verrät gleichzeitig, wie viel ihm diese Musik eigentlich bedeutet. Dies würden The Flaming Lips aber wohl auch nie bestreiten wollen.
Wieder einmal haben die Amerikaner bewiesen, dass ihr Verständnis von Psychedelic Rock viel weiter geht, als man das von anderen Bands gewohnt ist, die behaupten, dieser Szene anzugehören. Dazu gehört dann eben auch, die Erlöse aus dem Verkauf einer Organisation zu spenden, die Menschen in ihrer Heimatstadt Oklahoma City unterstützt, die sich unter normalen Umständen eigentlich kein Haustier leisten können. Mehr Psychedelic Rock geht eigentlich kaum!
Ohr D´Oeuvre: Das sind BEATLES-Songs, Mann – alle natürlich!
VÖ: 31.10.2014; Warner Bros. Records
Tracklist:
01. Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band (feat. My Morning Jacket & Fever The Ghost & J. Mascis)
02. With A Little Help From My Friends (feat. The Flaming Lips & Black Pus & The Autumn Defense)
03. Lucy In The Sky With Diamonds (feat. The Flaming Lips & Miley Cyrus & Moby)
04. Getting Better (feat. Dr. Dog & Chuck Inglish & Morgan Delt)
05. Fixing A Hole (feat. Electric Würms)
06. She’s Leaving Home (feat. Phantogram & Julianna Barwick & Spaceface)
07. Being For The Benefit Of Mr. Kite! (feat. The Flaming Lips & Mj Keenan & Puscifer & Sunbears!)
08. Within You Without You (feat. Birdflower & The Flaming Lips & Morgan Delt)
09. When I’m Sixty-Four (feat. Def Rain & The Flaming Lips & Pitchwafuzz)
10. Lovely Rita (feat. Tegan And Sara & Stardeath And White Dwarfs)
11. Good Morning Good Morning (feat. Zorch & Grace Potter & Treasure Mammal)
12. Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band (Reprise) (feat. Foxygen & Ben Goldwasser)
13. A Day In The Life (feat. The Flaming Lips & Miley Cyrus & New Fumes)
Gesamteindruck: semi-ernsthafte 10/10