Jeder, der sich auch nur ansatzweise mit deutschem Rap beschäftigt, hat eine Meinung zu Kool Savas. Um die Jahrtausendwende hat er diesen Musikstil maßgeblich beeinflusst und ist anschließend mit jedem weiteren Release ein wichtiger Fixpunkt der Szene geblieben.
Nach einem kommerziell erfolgreichen, aber inhaltlich im Feuilleton höchst umstrittenen Ausflug in Popgefilde mit Xavier Naidoo zuletzt als XAVAS, meldet sich nun der selbsternannte „King of Rap“ mit seinem vierten Soloalbum MÄRTYRER zurück. Das ist wieder straighter Rap auf harten Beats und beweist, dass „S A zu dem V“ immer noch hungrig ist.
Wenn man vorab die Videosingles „Matrix“ und „Märtyrer“ nicht mitbekommen hat, wird spätestens im Intro klar, welche Richtung das Album einschlägt – energiegeladener Battlerap auf technisch allerhöchstem Niveau. Dabei verzichtet er, Namen zu nennen. Anspielungen und Sticheleien bleiben allgemeingültig, denn eigentlich gehen alle Songs in diese Richtung. Andere Themen, außer „Rap über Rap“, werden nur vereinzelt in manchen Zeilen angeschnitten. Trotzdem überzeugt die Platte, vor allem durch die variationsreiche, ausdrucksstarke Stimme von Kool Savas. Diese kommt auf den überwiegend kraftvollen Synthiebrettern von DJ Smoove, KD Beatz, Gjana Khan, Cubeatz und Savas selbst sehr gut zur Geltung. Folglich sind Gastbeiträge auf MÄRTYRER rar. Hervorzuheben sind dabei die zwei Legenden Masta Ace und Tajai von den Souls of Mischief.
Natürlich fehlt es MÄRTYRER an inhaltlicher Vielfalt, aber darum ging es dem Wortakrobaten auch nicht. Dieses Album ist vielmehr ein Statement pro skillbasierten Battlerap ohne viel Geschnörkel und dieser wird hier auf 43 Minuten, mit viel Liebe zum Detail, zelebriert. Damit fügt Kool Savas seiner Diskographie ein weiteres Highlight hinzu und in dieser Form sollte noch lange nicht Schluss sein.
Ohr d’Oeuvre: Intro, Märtyrer, Es ist wahr / S a zu dem V, Es rappelt im Karton
VÖ: 14.11.2014, Essah Media (Sony Music)
Tracklist:
01 Intro feat. Tim Bendzko
02 Märtyrer
03 Es ist wahr / S a zu dem V
04 Zweifel und Bestätigung
05 Limit feat. Alex Prince
06 Matrix
07 2 the Essence feat. Masta Ace & Tajai
08 Es rappelt im Karton
09 Rap über Rap
10 Summa Summarum
11 Neue Namen
12 Anekdote aus Istanbul (Skit)
13 Lang genug gewartet
Gesamteindruck: 8,5/10