Klassifikation nach ICD-10: F31 – Bipolare affektive Störung.
Die bipolare affektive Störung ist durch einen episodischen Verlauf mit depressiven, manischen, hypomanischen oder gemischten Episoden gekennzeichnet.
Erlebte man Olli Schulz in den vergangenen Wochen und Monaten einmal in einem Interview oder einer anderen Sendung im TV, so war die Erwartungshaltung an seinen neuen musikalischen Output sicherlich eine andere, sollte man sich bis dato eher weniger mit Ollis Musikerkarriere beschäftigt haben.
Denn hier sah man einen Menschen, der selbstbewusst und schlagfertig wie ein aufgedrehter Flummi mit Tendenz zu hemmungslosem Witz und Verhalten durch die Fernsehlandschaft hüpfte und dabei doch immer sympathisch blieb.
Anders nun auf seinem sechsten Album FEELINGS AUS DER ASCHE. Wobei, sympathisch ist Olli auch hier. Nur die Stimmung ist eine gänzlich andere. Denn entgegen dem Bild des Gute-Laune-Sidekicks macht sich Schulz (wie man ihn in der Tanke gerne nennt, siehe „Passt schon“) hier an die Abarbeitung seines Status quo. Was dabei unterm Strich rauskommt?
Kritische Stimmen zu seiner Rolle als [TROMMELWIRBEL] Genau!!! Gute-Laune-Sidekick („Passt schon“). Oder seiner gewandelten Rolle vom Teenie zum Vater („Als Musik noch richtig groß war“) bis hin zu Zukunftssorgen, ein abgehalfterter Entertainer zu werden („Boogieman“).
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass manche Lieder vielleicht mehrere Durchläufe brauchen, das Album aber mit „So muss es beginnen“ den besten Öffner überhaupt hat und das gesamte Album etwas ganz besonderes schafft. Denn obwohl Olli Schulz seine sentimentale Seite auf diesem Album in fast allen Liedern verarbeitet (mancher spricht sogar von seinem Midlife-Crisis-Album), so hat er doch sein Händchen für Ohrwürmer nicht verlernt. Und diese serviert er auf FEELINGS AUS DER ASCHE sowohl auf textlicher, wie auch auf musikalischer Ebene.
Ohr d’Oeuvre: So muss es beginnen / Boogieman / Als Musik noch richtig groß war
Gesamteindruck: 8/10
Autor: triadé
Das Ohrteil: CONTRA.
Olli Schulz ist ein wenig von der Bildfläche verschwunden und nimmt sich eine Auszeit vom TV. Über Kanäle wie Facebook wird er auch nicht müde immer wieder zu betonen, dass er sich nach wie vor eher als Musiker sieht. Jetzt hat er es wieder bewiesen, denn mit FEELINGS AUS DER ASCHE legt er fast drei Jahre nach SOS (SAVE OLLI SCHULZ) ein neues Werk vor.
Und auch musikalisch scheint das Blödeln passé zu sein. Songs wie „Mach den Bibo“ oder „H.D.F.K.K.“ sind auf diesem Album nicht zu finden, Balladen wie „Koks & Nutten“ oder minimalistische Nummern wie „Wenn es gut ist“, mit denen Olli Schulz seine sentimentale Seite zeigen konnte, sind allerdings auch Mangelware. Die Songs hören sich glatter an, es werden mehr Keyboards eingesetzt und summa summarum wirkt alles etwas pompöser. Dadurch klingen die zehn Stücke in ihren rund 35 Minuten Spieldauer nicht mehr so, wie man Olli Schulz auf den meisten Platten oder gar live kennt.
Der neue Sound ist daher etwas gewöhnungsbedürftig und FEELINGS AUS DER ASCHE benötigt einige Durchläufe, um seine Stärken zu offenbaren. „So muss es beginnen“ kann mit einer fröhlichen Melodie punkten und der Text erinnert an den nachdenklichen Schulz, der immer noch auf der Suche nach dem Sinn des Lebens ist. „Phase“ hingegen klingt etwas hektisch und verliert dadurch leider an Atmosphäre. Diese kommt auch nur bei Liedern wieder auf, die Ohrwurmcharakter besitzen („Kinder der Sonne“) oder Nostalgie entfachen („Als Musik noch richtig groß war“).
Doch all dies kann nicht darüber hinweg täuschen, dass Olli Schulz 2015 anders klingt und wirkt als in der Vergangenheit. Bei dieser Veröffentlichung bleibt Schulz unter seinen Möglichkeiten, auch wenn er mit „Feelings aus der Asche“ zum Abschluss fast noch meditativ wird und einen letzten Glanzpunkt setzt.
Ohr D’Oeuvre: Feelings aus der Asche / Kinder der Sonne / Als Musik noch richtig groß war
Gesamteindruck: 4/10
Autor: Jan Rombout
VÖ: 09.01.2015; Trocadero (Indigo)
Tracklist:
01. So muss es beginnen
02. Phase
03. Kinder der Sonne
04. Passt schon!
05. Boogieman
06. Als Musik noch richtig groß war
07. Dschungel
08. Das kann hässlich werden
09. Mann im Regen
10. Feelings aus der Asche