Sie sind zurück: Zehn Jahre nach THE WOODS legen Sleater-Kinney, einst eine der Speerspitzen der Riot-Grrrl-Bewegung und laut vieler Kritiker eine der besten Rockbands der letzten beiden Dekaden, mit ihrem achten Album NO CITIES TO LOVE ein fulminantes Comeback hin.
Seit der Auflösung 2006 war es um das Trio keineswegs still gewesen. Frontsängerin Corin Tucker veröffentlichte 2010 und 2012 zwei starke Soloalben, und Carrie Brownstein feierte an der Seite von Fred Arnisen mit der preisgekrönten Sketch-Comedy-Show „Portlandia“ überraschende TV-Erfolge. Schlagzeugerin Janet Weiss trommelte in der Zwischenzeit unter anderem für Conor Oberst und Stephen Malkmus, zudem spielte sie mit den leider nur sehr kurzlebigen Wild Flag – zusammen mit Brownstein – ein starkes Album ein, das schon sehr an Sleater-Kinney erinnerte, aber doch einen Tick poppiger daher kam.
Jetzt also das von vielen Fans erhoffte Comeback von Sleater-Kinney! Die Band hätte es sich leicht machen können und die von Wild Flag eingeschlagenen, nahezu radiotauglichen Pfade weiter beackern können. Natürlich gibt es solche Momente auch auf NO CITIES TO LOVE, man höre nur den Titelsong oder aber das hymnische, kürzlich bei Letterman vorgestellte „A New Wave“. Diese beiden bilden aber die Ausnahme, ansonsten benötigen die Stücke schon ein paar Hördurchgänge, um sich trotz aller Kratzbürstigkeit dann doch im Ohr festzusetzen. Während Weiss die Drums malträtiert, umgarnen sich die Gitarren Brownsteins und Tuckers wie in guten alten Zeiten. Letztere übernimmt auch den Bärenanteil des Gesangs, und Tuckers Stimme sirent und begeistert mehr als je zuvor – vor allem, wenn Brownstein und Weiss dann noch mit einsetzen.
In weniger als 33 Minuten rocken sich Sleater-Kinney mit diesen zehn Liedern zurück ins Rampenlicht. In der Nische zwischen DIY-Punk und Indierock stopft das Trio mit NO CITIES TO LOVE das Loch, das es einst selbst aufgerissen hatte. Willkommen zurück, Sleater-Kinney – ihr habt erneut alles richtig gemacht!
Ohr d’Oeuvre: Fangless, No Cities To Love, A New Wave, No Anthems, Bury Our Friends
VÖ: 23.01.2015; Sub Pop / Cargo
Tracklist:
01. Price Tag
02. Fangless
03. Surface Envy
04. No Cities to Love
05. A New Wave
06. No Anthems
07. Gimme Love
08. Bury Our Friends
09. Hey Darling
10. Fade
Gesamteindruck: 9/10