Ein bisschen Folk, ein bisschen Country, ein bisschen Jazz – und das alles gepaart mit skandinavischer Heiterkeit. So und nicht anders haben sich die vier norwegischen Ladys von Katzenjammer in den letzten Jahren eine beachtliche Fanbase erspielt. Nun setzen sie mit ihrem dritten Album ROCKLAND noch einen drauf und bringen Farbe in den grauen Winteralltag. Wir haben mit Sängerin Anne Marit Bergheim über das neue Werk gesprochen.
jmc: Das Jahr 2014 ist vorüber. Die meiste Zeit habt ihr damit verbracht, euer Album aufzunehmen und auf Festivals zu spielen. Was war denn dein persönliches Highlight, wenn du auf das Jahr zurückblickst?
Anne Marit: Das war auf jeden Fall die Produktion unseres Albums ROCKLAND. Es verlief alles ein bisschen chaotisch, denn zwei von uns haben inzwischen Kinder, da klappt nicht immer alles reibungslos. Wir haben im April mit den Aufnahmen begonnen und während alle die Osterferien genießen konnten, mussten wir im Studio arbeiten. Es hat allerdings viel Spaß gemacht und das Ergebnis gefällt uns allen sehr gut. Wir freuen uns darauf, es den Fans präsentieren zu können.
jmc: Ihr habt in Deutschland eine riesige Fangemeinde und seid auch oft hier gewesen. 2015 werdet ihr uns wieder im Rahmen einer Tour besuchen, um euer neues Album zu präsentieren. Wie verliefen die Tage im Studio?
Anne Marit: Wir hatten diesmal einen anderen Produzenten, Victor Van Vugt aus Australien. Er kennt sich in der Musikbranche bestens aus und ist ein absoluter Musikliebhaber. Zudem hat er mit vielen Künstlern zusammengearbeitet, wie zum Beispiel P J Harvey, die uns auch geprägt und inspiriert haben. Insgesamt hat das Album durch die Zusammenarbeit mit ihm einen neuen Vibe und eine gewisse Energie erhalten.
jmc: Ihr spielt von der Gitarre über das Schlagzeug bis hin zur Ukulele alles. Wie einigt ihr euch dann, welche Instrumente für die Songs benötigt werden? Sind das spontane Entscheidungen, die beim Proben gefällt werden?
Anne Marit: Eigentlich nicht, denn wir sind sehr organisiert. Bevor wir ins Studio gehen, wird vorher besprochen, welche Instrumente wir für welchen Song haben möchten und wer ihn einspielen wird. Auf unserem neuen Album sind auch nur vier Instrumente zu hören. Wir haben bei den vorherigen Alben schon sehr herumexperimentiert, so dass wir diesmal alles sehr einfach gehalten haben. Mit „Rockland“ wollten wir zurück zu den Wurzeln.
jmc: Ihr Mädels seid auf dem neuen Album die Haupt-Songwriter. Davor habt ihr die Songs immer mit eurem Freund Mats Rybø geschrieben. Wie empfandet ihr diese neue Erfahrung?
Anne Marit: Also wir haben nicht alles komplett alleine geschrieben. Wie bei den vorherigen Alben hat uns unser Freund Mats geholfen. Jedoch waren wir dieses Mal viel intensiver am Schreibprozess beteiligt. Es war auf jeden Fall eine neue Erfahrung.
jmc: Stimmt es, dass ihr für ROCKLAND extra in andere Länder vereist seid?
Anne Marit: Genau, wir sind alle ein bisschen herumgereist. Solveig war in London unterwegs, wohingegen Turid in Norwegen geblieben ist und in Oslo mit Songwritern zusammengearbeitet hat. Marianne und ich sind nach Nashville geflogen. Es war eine tolle Reise und hat mich sehr inspiriert. Die Musikindustrie dort unterscheidet sich sehr von der europäischen. Wir sind viel freier, was unsere Arbeit angeht. In Amerika hingegen gleicht das alles mehr einer Fabrik. Es gibt gewisse Zeitfenster, in denen man die Songs schreiben und produzieren muss. Es war sehr auch angenehm, dass wir alle mal voneinander getrennt waren. Während der Tour haben wir viel Zeit miteinander verbracht, aber Auszeiten sind eben wichtig, um Abstand zu gewinnen und neue Inspirationen zu sammeln.
jmc: Und ihr wart sehr produktiv. Am Ende hattet ihr insgesamt 83 Songs. Wie entscheidet ihr bei der großen Auswahl, welche Stücke es auf die Platte schaffen?
Anne Marit: Ja, wir haben wirklich viele Songs geschrieben, aber unser Produzent Victor war uns da eine große Hilfe. Er sieht uns Mädels als Band aber auch als Individuen und merkt schnell, welche Songs gut auf einer Platte harmonieren. Die Zusammensetzung der Songlist ähnelte einem Puzzlespiel aber letztlich kann ich sagen, dass wir bei der Entscheidung oft einer Meinung waren.
jmc: Die Songs auf ROCKLAND unterscheiden sich sehr voneinander. Zum Beispiel gibt es da „Oh My God“, ein sehr grooviger Song, oder aber auch „Shine Like Neon Rays“, was sehr poppig daherkommt. Wie kommt es zu diesem Genremix in eurer Musik?
Anne Marit: Die Reisen haben uns auf jeden Fall sehr beeinflusst, aber diese allgemeine musikalische Vielfalt entsteht mehr noch durch unsere vier Charaktere. Wir sind zwar eine Band, aber jede von uns hat einen anderen Geschmack. Das hört man ja auf unserem Album, aber ich finde es fantastisch, weil es der Musik etwas Einzigartiges verleiht.
jmc: In einem Interview habt ihr gesagt, dass ihr bei eurem ersten Album noch sehr stark experimentiert habt und auf der Suche nach eurem eigenen Weg wart. Würdest du sagen, dass ihr mit ROCKLAND den richtigen Weg gefunden habt? Hören wir zu 100% Katzenjammer?
Anne Marit: Also ich würde sagen, dass man auf jedem Album 100% Katzenjammer hört. Wenn wir eine Platte machen, dann spiegelt sie uns für den jeweiligen Moment genau wider. Aber wir verändern uns jedes Mal und entwickeln uns weiter. Das ist auch sehr wichtig, denn wer keine Entwicklung aufweist, der macht immer das Gleiche. Wer weiß, vielleicht machen wir nächstes Mal ein Hip Hop-Album. Na ja, sehr unwahrscheinlich, aber möglich.
jmc: Letzte Frage: Was bedeutet ROCKLAND für dich persönlich?
Anne Marit: ROCKLAND ist ein sehr wichtiges und persönliches Album für mich. Wir klingen erwachsener. Katzenjammer ist zwar eine Band, die Musik für die Leute da draußen macht, aber wir vier Mädels sind ein kleines, eingespieltes Team. Manchmal fühlen wir uns, als würden wir in einer Blase leben, ganz abgeschottet von da draußen. Wir machen unsere Musik und fühlen uns wohl in unserer kleinen Welt. Der Titel symbolisiert dieses Gefühl.
jmc: Anne Marit, wir danken für das Gespräch!
Fotos: Paal Audestad