Mit CARIBBEAN NIGHTS lassen Koeter Sechtem hinter sich und setzen die erste Duftmarke im Feld deutschsprachiger Punk- und Indierockveröffentlichungen 2015.
Lies ihr Erstling KOETER schon erahnen, dass da eine neue Größe im rheinischen Punkbecken auftaucht, entwickeln sie ihren Sound konsequent weiter und bestätigen den guten ersten Eindruck. Deutlich wird im Falle von Bands wie Koeter die altgediente Schubladenbildung überholt ist. In seiner reinsten Lehre handelt es sich nicht mehr um Deutschpunk, zu melodiös sind die Gitarrenmelodien, zu kryptisch-metaphorisch die Texte, als das sie zum bloßen Mitgrölen einladen.
Stattdessen schlagen Koeter den weiten Bogen vom Postpunk Fugazis über den eher düsteren 80s-Sound von EA 80, zum deutschsprachigen 90er Indierock á la Rekord und zum Punk Turbostaats. Dabei geht Koeter allerdings die Konsensfähigkeit der angesprochenen Turbostaat oder von Love A ab. Die Musik bewegt sich zwar meist im Midtempo-Bereich und auch die Texte sind einprägsam ohne parolenhaft zu sein, jedoch ist der Sound der Köln/Gladbacher Band wesentlich düsterer und wütender. Wobei Koeter dies meist mit dem richtigen Gespür für einprägsame Hooklines verbinden.
Songs wie „Klima der Angst“, „Stockholm“ oder „Symptome“ bleiben nach dem ersten Hören bereits im Gedächtnis hängen, ohne anbiedernd zu wirken. Neben der Musik hat der rotzige Vortrag von Sänger Michi einen wesentlichen Anteil daran. Er singt nicht mehr ganz so hasserfüllt wie bei seiner ehemaligen Band NeinNeinNein aus Mönchengladbach, hat aber noch genug Kritik und Energie in sich, Gesellschafts- und Szenecodes locker auf links zu drehen.
Leider bleiben einige Lieder in guten Ansätzen stecken beziehungsweise wirken nicht wirklich ausgearbeitet, was den insgesamt guten Eindruck ein wenig trübt. Lieder wie „Kein Land in Sicht“ oder „Vergiss den Quatsch“ bleiben zu holzschnittartig. Trotzdem sollten sich Koeter mit CARIBBEAN NIGHTS viele neue Hörer eröffnen und zu empfehlen sei sowieso ihre Liveperfomance.
VÖ: 23.01.2015; Rookie Records
Ohr d’oeuvre: Klima der Angst / Stockholm / Mono
Tracklist:
01. Klima der Angst
02. Die warmen Wort
03. Vergiss den Quatsch
04. Mono
05. Symptome
06. Stockholm
07. Ein Fall für Zwei
08. Phantomstress
09. Kein Land in Stress
10. Sinnlock
Gesamteindruck: 6,5/10