Discokugel, Popkorn, Rüschenhemd und Brustbehaarung – B.C. Camplight führen zurück in die unschuldigen Zeiten des Pop.
Bei B.C. Camplight handelt es sich in erster Linie um den in Deutschland weitgehend unbekannten Musiker und Komponisten Brian Christinzio. Der in Manchester lebende Amerikaner bringt nach acht Jahren Schaffenspause mit HOW TO DIE IN THE NORTH die insgesamt dritte Platte der Band seit 2007 heraus. Dabei schreibt er den perfekten „La Boum“ – Kuschelsoundtrack für die kalten Nächte in den winterlichen Monaten.
Christinzio führt zurück in den Dance Pop und Dream Pop der 1970er. Man hat länger kein so detailreiches und ambitioniertes Popwerk gehört, vollgestopft mit musikalischen Zitaten aus der Hochphase von Plateauschuhen und Föhnfrisuren. Hot Chocolate und Chic treffen auf den Discopop der Bee Gees und den Soft Rock von Fleetwood Mac. Ein romantisches Werk, was mit Zuckerwatte und Popcornmelodien besticht für den Schulballtanz am Abend.
B.C. Camplight schreiben die Melodien für den letzten verträumten Klammertanz am Ende eines Abends und nicht für die wilde Partysause am Klimax der Nacht. Und hierin liegt das Problem. Spätestens nach der Hälfte der Laufzeit ist der Hörer geradezu erschlagen von der verträumten und glückseligen Falsettstimme Christinzios und den cheesy Harmoniebögen, zu denen man am liebsten seinen Teddybär ganz fest drücken will. Dankbar nimmt man die Rhythmusverschärfung in „Thieves of Antigua“ oder das Bassslaping in „Lay me on the floor“ auf.
Ein höchst ambitioniertes Werk, was die musikalischen Vorbilder angemessen zitiert und sich nicht davor scheut, eigene Akzente hinzuzufügen. Allerdings sollte man keine Angst vor den Bauchschmerzen haben, die der ausgiebige Zuckerwattekonsum hervorrufen kann.
VÖ: 20.01.2015; Grand Bella Union
Ohr d’oeuvre: Just because I love you/ Thieves in Antigua/ Atom Bomb
Tracklist:
01. You should´ve gone to school
02. Love isn´t anybody’s fault
03. Just because I love you
04. Grim cinema
05. Good morning headache
06. Thieves in Antigua
07. Atom Bomb
08. Lay me on the floor
09. Why doesn´t fall anyone in love anymore
Gesamteindruck: 6/10