Es dauert ein wenig, aber dann geht Olli Schulz mit seiner Band wie immer ohne Support auf die Bühne der ausverkauften Live Music Hall. In vielen kleineren Kölner Locations spielte der HSV-Fan schon. Meistens wohl im Bürgerhaus Stollwerck, jedoch auch das Gloria oder das Gebäude 9 beehrte Schulz mit seiner Anwesenheit.
Erstmals absolvieren er und fünf Mitstreiter ein Konzert in Köln-Ehrenfeld. Seine wohl bekanntesten Gastmusiker sind am Bass Gisbert zu Knyphausen, der selbst ein beliebter Singer-/Songwriter ist, sowie an der Gitarre Dennis Becker, der zu Thees Uhlmanns Band Tomte gehört und bei Leslie Clio am Bass spielt. Passenderweise startet das Konzert mit „So muss es beginnen“ und Olli Schulz lässt es zu Beginn gleich krachen. Heben andere Künstler sich eine Konfettikanone meist eher für den Schluss auf, so dreht Schulz es eben um. Anfänglich wirkt er stehend und nur mit Mikrofon und ohne Gitarre fast ein bisschen hilf- und orientierungslos und es vergeht etwas Zeit, bis das Konzert Fahrt aufnimmt.
Vom Halli-Galli-Mentalität ist wenig bis gar nichts zu spüren, aggressive oder gar proletenhafte Zwischenrufe sind an diesem Abend Fehlanzeige. Die Fans lauschen Olli Schulz‘ Anekdoten und Geschichten zu den Songs und auch er selbst merkt an, dass das Publikum angenehm ruhig sei. Auch auf die Katastrophe mit dem Germanwings-Flieger geht er ein und bezieht bemerkenswert Stellung, dass selbst unseriösere Berichterstattung menschlich sei, da man sich hilflos und machtlos fühle und dies dann nicht überbewerten solle.
Es ist ein sehr angenehmer Abend, mit der richtigen Dosis zwischen Musik und Klamauk, alles wirkt etwas professioneller als in den früheren Jahren. Aber das tut Olli Schulz und seinem Auftritt gut. Positiv ist auch die gut durchgemischte Setlist, in der überraschenderweise das aktuelle Album FEELINGS AUS DER ASCHE mit nur fünf Songs Berücksichtigung findet und damit nicht die Merheit stellt. Köln lernt an diesem Abend den dankbaren Oliver Marc Schulz kennen, der die TV-Ausflüge und musikalischen Fehltritte nicht bereut, aber eben jetzt noch besser weiß, wo er hin gehört. Und das ist eindeutig die Bühne. Das merken sein Publikum und er.
Wer aus dieser Motivation und mit dieser Stimmung ein fast 2 ½-stündigen Auftritt zelebrieren kann, der gehört zu den ganz Großen!
Setlist:
So muss es beginnen
Phase
Passt schon!
Boogieman
Ich dachte du bist es
Mann Im Regen
Wenn es gut ist
Spielerfrau
Als Musik noch richtig groß war
Human of the week
Saunaaufguss in Lankwitz
Der kleine Bär
Song ohne Grund
Schrecklich schöne Welt
Was macht man bloß mit diesem Jungen?
Old dirty man
So lange einsam
Die Ankunft der Marsianer
H.D.F.K.K.
Irgendwas fehlt
Phosphormann
Wenn die Music nicht so laut wär
Wenn die Sonne wieder scheint
Foto: Oliver Rath