Groß gedacht und groß gemacht: Deichkind feierten am Donnerstagabend mit mehr als 6000 Fans in der ausverkauften Halle Münsterland die Party schlechthin. Ziemlich genau zwei Stunden dauerte das Spektakel, bei dem Kryptik Joe, Ferris Hilton, Porky und La Perla wahweise zu Fuß oder im Gummiboot einige ausgiebige Abstecher in die Menge machten. Schräge Kostüme, Super Soakers, Solarium, Cityroller – es gab eigentich nicht viel, was die Hamburger Electropunks nicht auf die Bühne brachten.
Doch zunächst ist eine Stunde warten angesagt. So weit nämlich schiebt sich der geplante Beginn nach hinten. Der Stimmung der teilweise jetzt schon bis zum Anschlag alkoholisierten Fans tut es jedenfalls keinen Abbruch. Eine Vorband gibt es nicht, der Support im weiteren Sinne läuft in Form von Videoclips auf der Leinwand. Rage Against The Machines „Killing In The Name“ bringt die Menge bereits so richtig in Wallung, die dann noch mal schlagartig zunimmt, als der Vorhang fällt und Deichkind im grellen Scheinwerferlicht die Bühne stürmen. Durchgeknallte Kostüme soll es heute Abend viele geben. Den Anfang machen die riesigen pinken Gehirne, die bei „Denken Sie Groß“ zum Einsatz kommen. Ferris´ ist so überdimensional, dass es einen extra Mann braucht, der größte Mühe hat, das Ding auf seinem Kopf zu halten. Nicht nur verkleidungs- sondern auch kontaktfreundlich zeigt sich die Band. Da es „Hauptsache nichts mit Menschen“ sein soll, machen sie bei diesem Song den ersten Ausflug zu Fuß durchs Publikum.
Höhepunkte der Show sind – natürlich – Songs wie „Like mich am Arsch“, die aktuelle Single, „Bück dich hoch“ oder „Leider geil (leider geil)“. Da fliegen die mitgebrachten Klobürsten in die Luft, erste vorzugsweise aus Müllsäcken gebastelte Kostüme rafft es beim Tanzen dahin und die Hände formen standesgemäß Dreiecke. Kaum einer, der sich dem kollektiven Ausrasten entziehen will. Und immer wenn man denkt, es könnte nicht mehr abgefahrener werden, wird es das in der nächsten Minute. Mit einem riesigen Fass geht es bei „Roll das Fass rein“ wieder in die Menge und später mit selbigen in Glitzeroptik zurück auf die Bühne, um dort singend an Seilen zu baumeln. „Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)“ soll der letzte Song des Abends werden, bei dem kostüm- wie requisitentechnisch der ganze Wahnsinn nochmal auf der Bühne vereinigt wird und man sich im Schlauchboot von den vorderen Reihen auf Händen tragen lässt. So ist Münster heute Teil vom Abriss – gefedert und geteert.
Setlist:
So `ne Musik
Denken Sie Groß
Mehr als lebensgefährlich
Naschfuchs
Befehl von ganz unten
Like mich am Arsch
Bück dich hoch
Hovercraft
Hauptsache nichts mit Menschen
Leider geil (leider geil)
Egolution
Powered by emotion
Porzellan und Elefanten
Was habt ihr?
Die Welt ist fertig
Oma gib Handtasche
Arbeit nervt
Illegale Fans
Komm schon!
Bon Voyage
Roll das Fass rein
Niveau weshalb warum
Hört ihr die Signale
Prost
Limit
Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)
Fotos: Julia Laacks