The Prodigy kommen mit THE DAY IS MY ENEMY nach sechs Jahren erneut um die Ecke. Endlich regiert wieder der gepflegte Sägezahn-Breakbeat. Daumen hoch oder runter?
Es ist 1996, meine Freundin ist weg und bräunt sich in der Südsee. Allein? Ja, denn ich hör in FAT OF THE LAND und „Firestarter“ rein.
Was haben wir damals am Baggersee unzählige Male dieses Album und diesen Hit gepumpt, nur um uns dann anschließend bei MTV die Nacht um die Ohren zu schlagen, um endlich diesen einen Clip zu sehen, von dem alle sprachen und der so krass sein sollte (heute würde man kontrovers sagen).
Und genau so starten die drei Briten auch in ihr neues Album mit dem programmatischen Titel THE DAY IS MY ENEMY. Denn das Titellied auf Anspielstation eins (von fünfzehn) ballert und knarzt direkt los, wie es damals nur „Smack my Bitch up“ tat und schickt uns erneut auf eine Zeitreise in die eigene Jugend, wie es wohl sonst nur noch Jamiroquai beim Rezensenten schafft.
Und genau darin liegen gleichzeitig auch Wohl und Wehe der Band:
The Prodigy schaffen das, was außer ihnen nur noch „Smells like Teen Spirit“ in der Indie-Disse hinbekommt. Darauf können sich alle einigen: Wochenend-Punker, Dorf-Tuning-Rocker, BWL-er und Junggesellenabschied. Alles bratzt und brät ohne Rücksicht auf Verluste. Aber Vorsicht, bitte nicht vor lauter Raven am Knicklicht verschlucken.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass The Prodigy weiterhin unberechenbar, innovativ und elektronisch, konsequent die Faktoren Kirmes, Klub und Krach zusammendenken. Dies sorgt dann aber auch im weiteren Albumverlauf bei einigen Liedern für eine ähnlich geringe Halbwertszeit, wie sie bereits bei anderen Musikern zu erleben war. Schade Jungs.
Ohr d’Oeuvre:
The Day Is My Enemy / Rok Weiler / Beyond the Deathray
VÖ: 27.03.2015 – Vertigo Berlin (Universal Music)
Tracklist:
01. The Day Is My Enemy
02. Nasty
03. Rebel Radio
04. Ibiza [feat. Sleaford Mods]
05. Destroy
06. Wild Frontier
07. Rok-Weiler
08. Beyond The Deathray
09. Rhythm Bomb [feat. Flux Pavilion]
10. Roadblox
11. Get Your Fight On
12. Medicine
13. Invisible Sun
14. Wall Of Death
15. Rise Of The Eagles [Bonus Track]
Gesamteindruck:
6/10 (+ bei Bedarf 1 Nostalgiepunkt)