Mit neuer Leichtigkeit spielt The Tallest Man on Earth auf und hat gute Chancen, sich mit DARK BIRD IS HOME einem größeren Publikum zu öffnen.
Ein Livekonzert von The Tallest Man on Earth aka Kristian Matsson ist meist ein bleibendes Erlebnis. Der Schwede hat das Talent durch seinen Charme und Hingabe ein großes Publikum auch ohne Begleitband komplett in seinen Bann zu ziehen. Das beste Beispiel war der Haldernauftritt vor ein paar Jahren, wo er ohne große Ankündigung auf die Bühne kam – man dachte, es handele sich lediglich um einen Roadie – und dann den besten Auftritt des Abends spielte, sodass vielen Besuchern die Münder offen stehen blieben.
Der Charme seiner Musik liegt in der ganz eigenen Mischung aus Melancholie und Abgeklärtheit, die sie umweht. Auf seinem neuen Album DARK BIRD IS AT HOME gesellt sich dazu eine ganze neue Leichtigkeit. Irgendwie scheint es, dass Matsson für sich den Pop entdeckt hat, als sei er bei seinen Landsleuten von Team Me oder bei der Alcoholic Faith Mission im Praktikum gewesen. Zwar beginnt er das Album nur mit Gitarre und dem wunderbar zurückgelehnten „Fields of our Home“, um danach jedoch das große Folkpopbrett zu bohren. Die Instrumentierung geht zunehmend in die Breite mit Orgel, Klarinette und Bläsern. Bei den Melodien und beim Songwriting geht Matsson dabei eher auf Nummer Sicher. Mit zunehmender Hördauer beschleicht einen das Gefühl, jede Wendung in den Songs und jede kommende Melodielinie zu kennen. Die Überraschungen halten sich in Grenzen. Es scheint so, als wolle dort jemand den nächsten Schritt machen und sich einem „größeren Publikum“ öffnen. Diese Vorhersehbarkeit lässt leider einige Songs recht banal klingen und driftet gegen Ende doch ab und zu über die Pathosgrenze hinaus. Dagegen schafft er die schönsten Momente, wenn er die ausgetretenen Pfade verlässt und die Instrumentierung auf das Wesentliche reduziert. Wunderschön gelingt ihm dies in der Klavierballade „Little Nowhere Towns“ oder der Folkperle „Beginners“.
Nach Durchhören des Albums schwankt man: Eigentlich kann man jedes Lied mitpfeifen, aber richtig hängen bleiben nur wenige im Ohr, womit eher ein unentschiedenes Gefühl zurück bleibt. Allerdings trübt dies nicht die Vorfreude auf das nächste Konzert.
Ohr d’Oeuvre: Fields of Our Home/ Little Nowhere Towns / Beginners
VÖ: 8.05.2015 – Dead Oceans (Cargo Records)
Tracklist:
01. Fields of Our Home
02. Darkness of the Dream
03. Singers
04. Slow Dance
05. Little Nowhere Towns
06. Sagres
07. Timothy
08. Beginners
09. Seventeen
10. Dark Bird is home
Gesamteindruck: 6,5/10