Einen langen Weg haben Justin Sane, Pat Thetic, Chris Head und Chris #2 hinter sich. 1993 in Pittsburgh gegründet und seit 1999 in dieser Besetzung unterwegs, begleiten Anti-Flag seither den Lauf der Geschichte und kommentieren ihn auf ihre Weise (als da wären: acht Jahre Bush-Regierung, 9-11, War on Terrorism, Guantanamo, Arabischer Frühling).
Dabei suchen sie stets den Spagat zwischen selbstbestimmter Kunst und der Möglichkeit einen breiteren Kreis an Menschen zu erreichen. Denn Preaching to the Converted ist auf Dauer nicht genug. Andererseits ist es auf lange Sicht auch ziemlich anstrengend, ewig nur angepisst zu sein. Zumal man sich immer wieder Ausverkaufvorwürfe gefallen lassen muss (vgl. andere Punkbands wie Green Day, Bad Religion, etc.).
Dabei geben Anti-Flag den Hörern doch stets umfangreiche Linernotes, Essays und Kommentare an die Hand, um das Gehörte einordnen zu können. Darüber hinaus organisieren die Johnny Cash des Punkrock nebenbei Anti-Kriegs-Demonstrationen und das ANTI-Fest, unterstützen die Occupy-Bewegung, PETA, Amnesty International und Greenpeace.
Und auch auf Album Nummer Zehn stellt man sich thematisch ähnlich breit auf wie in der Vergangenheit: Gegen jede Form von Gewalt und Unterdrückung rufen die fünf Pittsburgher eine neue Revolution für Amerika aus und orientieren sich an den Idealen des Arabischen Frühlings. Dabei steht das Brandenburger Tor („Brandenburg Gate“ mit Tim Armstrong von Operation Ivy/Rancid) als Zeichen, dass selbst Unvorstellbares wahr werden kann.
Jedoch dürfte nicht nur die erste Anti-Flag-Generation, die mit Alben wie UNDERGROUND NETWORK oder THE TERROR STATE aufwuchs und heute als Sozialarbeiter oder Umweltaktivist tätig ist, vorsichtige Zweifel äußern. Dies liegt aber eher in der musikalischen Limitierung des Punkrock begründet, denn in den nach wie vor wichtigen Texten der Band.
Ohr d’Oeuvre:
Fabled World / Sky is falling / Walk Away / Break Something
VÖ: 22.05.2015 – Spinefarm (Universal Music)
Tracklist:
01. Fabled World
02. The Great Divide
03. Brandenburg Gate feat. Tim Armstrong
04. Sky Is Falling
05. Walk Away
06. Song For Your Enemy
07. Set Yourself On Fire
08. All Of The Poison, All Of The Pain
09. Break Something
10. Without End
11. Believer
12. To Hell With Boredom
13. Low Expectations
14. The Debate Is Over (if you want it)
Gesamteindruck:
7/10
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