Nachdem der Haldern-Donnerstag ursprünglich von den Veranstaltern des Festivals als „Zugabe“ für das Publikum ins Leben gerufen wurde, kristallisiert sich immer mehr heraus, dass das Publikum diesen Tag inzwischen als vollwertigen Festival-Tag wahrnimmt. So ist das Campingareal rund um die Lohstraße in Haldern bereits am Donnerstagnachmittag nahezu komplett gefüllt und auch den Biergarten und das Spiegelzelt hat man an einem Donnerstag wohl noch nie so voll gesehen. Dies liegt sicherlich auch am hochkarätigen Line Up an diesem Tag.
So spielen auf der Biergarten-Bühne mit AnnenMayKantereit und Bilderbuch zwei Bands, die viele Besucher eher am Freitag oder Samstag auf der Hauptbühne erwartet hätten. Gerade bei AnnenMayKantereit gewinnt man ein wenig den Eindruck, dass die Band selbst mit ihrer Positionierung im Line Up und der kurzen Spielzeit ihre Probleme hat. Nichtsdestotrotz liefern die Kölner ein gutes Konzert ab, welches gerade beim weiblichen Teil des Publikums großen Anklang findet.
Einen ersten Höhepunkt des Donnerstags stellt das Konzert von Ibeyi im proppenvollen Spiegelzelt dar. Trotz Temperaturen, die denen einer finnischen Sauna gleichen, haben sowohl die Band als auch das Publikum riesigen Spaß während des Auftritts. Von den Zwillingsschwestern Lisa-Kaindé und Naomi Díaz wird man zukünftig noch hören.
Dan Deacon feuert im Anschluss an Ibeyi aus allen Sample- und Loop-Rohren auf das Biergartenpublikum. Während sein Auftritt in den hinteren Reihen eher für Verwunderung sorgt, findet vom Mischpult bis zur Bühne eine der ausgelassensten Partys des Abends statt.
Nach Dan Deacon wartet mit Benjamin Booker der erste klassische Rock Act auf das Spiegelzelt-Publikum. Dieses scheint geradezu sehnsüchtig auf bluesigen Rock’n’Roll gewartet zu haben und so schafft Booker es tatsächlich, das eh schon unfassbar heiße Zelt zum Glühen zu bringen.
Neben AnnenMayKantereit sind es sicherlich Bilderbuch aus Kremsmünster in Oberösterreich, die gerade beim jüngeren Publikum ganz oben auf der Beliebtheitsskala stehen. So schaffen die Jungs um Sänger Maurice Ernst es auch im Handumdrehen, den Biergarten auf ihre Seite zu ziehen. Es ist die Mischung aus österreichischem Schmäh, aufgesetzter Arroganz und einigen radiotauglichen Hits, die den Biergarten zum kollektiven Tanzen bringen.
Für den glanzvollen Höhepunkt des Donnerstags sorgt die letzte Band des Abends – Public Service Broadcasting aus London. PSB – das sind J. Willgoose Esq. an sämtlichen Saiteninstrumenten und die Rhythmusfraktion, bestehend aus seinem kongenialen Partner Wrigglesworth. Sowohl musikalisch als auch visuell überzeugt der Auftritt der beiden Engländer auf ganzer Linie. Selbst die zum Ende des Auftritts einsetzenden Ausläufer des Unwetters scheinen im Publikum keinen zu interessieren. Viel zu gebannt schaut das Publikum auf das, was auf der Bühne passiert. PSB vereinen klassische Gitarrenriffs mit elektronischen Samples. Getragen wird das ganze vom Schlagzeugspiel Wrigglesworths und visuell unterstützt durch eine auf den Punkt abgestimmte Video- und Lichtshow.
Ein insgesamt vielversprechender Auftakt des 32. Haldern Pop Festivals, an dem sogar Petrus so viel Spaß hatte, dass er das angekündigte Unwetter am Lindendorf vorbeilotste und die Veranstalter somit vor der schon vorbereiteten Evakuierung des Geländes in umliegende Reithallen bewahrte.