Köln, einer der letzten heißen Sommerabende des vermeintlichen Rekordsommers 2015. Im neuen, durch Crowdfunding finanzierten YUCA Club in Köln Ehrenfeld stellen SEΛ + ΛIR ihr zweites Studioalbum EVROPI vor.
Während des ausgiebigen Soundchecks machen es sich die Besucher auf der loungigen Terrasse des YUCA gemütlich. Insgesamt ist die Location ein schöner Zuwachs der Kölner Clubszene. Untergebracht neben dem etablierten Club Bahnhof Ehrenfeld in einem benachbarten Bahnbogen fasst der Club gut 200 Zuschauer. Eine Größe, die es in Köln kaum gibt. Zum Konzert von SEΛ + ΛIR ist der Club mit knapp 150 Besuchern gut gefüllt. Einzig die Bühne scheint am heutigen Abend für die vielen Instrumente der Band zu klein zu sein. Zwischen den ca. 15 verschiedenen Instrumenten findet das Duo um Daniel Benjamin und Eleni Zafiriadou kaum Platz, sich zu bewegen. Hat man SEΛ + ΛIR noch nie live gesehen, fällt direkt die Rollenverteilung der Band auf. Während Daniel Benjamin den charmanten, äußerst humorvollen Conférencier gibt, konzentriert sich Eleni Zafiriadou auf die musikalische Darbietung und die theatralischen Einlagen während der Songs.
Musikalisch sind SEΛ + ΛIR schwer einzuordnen. Man stelle sich ein Duo vor, welches sich mit weit über einem Dutzend Instrumenten die Bühne teilt und während der Songs teilweise mehrere davon gleichzeitig spielt. Dabei sorgt die Vielfalt der Instrumente – von der Lyra über das Cembalo bis hin zur Bouzouki – dafür, dass das Duo orchestrale Momente auf die kleine Bühne des YUCA zaubert. Trotz dieser Opulenz nimmt sich die Band in keinem Moment des Konzertes zu ernst. Jeglicher – durchaus vorhandene – Pathos wird durch ein verschmitztes Lachen von Daniel Benjamin weggefegt. Vergleicht man die neuen Songs mit denen vergangener Veröffentlichungen, so fällt auf, dass die neuen Lieder abgründiger und düsterer sind. Dies mag damit zusammenhängen, dass das Leitmotiv auf EVROPI die durch Vertreibung und Flucht der Großeltern geprägte Familiengeschichte Eleni Zafiriadous ist. Dabei schaffen es SEΛ + ΛIR, den Songs durch die verspielte Leichtigkeit ihrer Live-Darbietung ein wenig die Schwere zu nehmen. Alles in allem ein mehr als unterhaltsames Konzert, was große Lust auf die die neue Platte macht.
Foto: Tim Dobrovolny