Paul Smith von Maximo Park gastiert mit seinem Soloalbum im Gebäude 9. Nach holprigen Anfang kann er als Entertainer auf ganzer Linie überzeugen.
Das Gebäude 9 ist halb gefüllt, als Devon Sproule die Bühne betritt. Nur mit dezent gezupfter Gitarre und etwas Hall auf der Stimme trägt die Singer-Songwriterin ihre Lieder vor. Sie beleuchtet darin die wundervollen und weniger wundervollen Momente zwischenmenschlichen Daseins. Die Stimme und auch die leicht weltentrückte Art erinnern ein wenig an die frühe Heather Nova, auch wenn die beiden Frauen rein optisch nichts miteinander verknüpft. Mit ihrem türkisen Kleid, den roten Haaren und den geringelten Kniestrümpfen bildet Sproule das genaue optische Gegenteil. Die Lieder und der Vortrag pendeln in einer Mischung aus gebremster Vehemenz und offensiver Innerlichkeit, die beim Publikum gut ankommt. So sieht man viele Pärchen Hand in Hand andächtig der Musik lauschen. Einzig als sie einen Exkurs über die Bedeutung der Vögel in ihren Liedern startet, wird es dann doch etwas entrückt.
Entrückt ist zu Anfang auch der Auftritt von Paul Smith. Mit schwarz-weißem Hawaiihemd und Filzhut bekleidet, wirkt er wie ein amerikanischer Tourist, der sich auf die Bühne verirrt hat. Die Gitarre hängt wie ein Mühlstein um seinen Hals, fahrig und nervös tastet er sich durch die ersten vier, fünf Songs, vornehmlich von seinem aktuellen Album CONTRADICTIONS und scheint sich nicht wirklich wohl zu fühlen in seiner Haut. Am liebsten möchte man ihm die Gitarre vom Hals nehmen und auf Restart drücken.
Doch plötzlich wirkt er wie ausgewechselt. Die Gitarre wird ausgetauscht, dem Publikum eine längere Nachhilfestunde zur Gitarrenkunst von J. Mascis gegeben und zwei Stücke von seinem fünf Jahre alten Solodebüt MARGIN gespielt, unter anderem das wunderbare „North Atlantic Drift“. Daraufhin gewinnen die Songs und der Sound der Band deutlich an Druck. Gerade Claire Adams beeindruckt durch ihr dynamisches Bassspiel, während der Gitarrist das Gegenteil gibt und tief versunken seine Melodien spielt, deren Luftigkeit ein wenig an die guten alten Madchester Rave-Zeiten erinnert. Mit „Before the Perspiration falls“ und „All the things you’d like to be“ folgen zwei schnellere Lieder und Höhepunkte von CONTRADICTIONS. Paul Smith gibt jetzt ganz den Entertainer und Charmeur, schäkert und flirtet mit dem Publikum, vergrößert zunehmend seinen Redefluss und weiß zu jedem Lied mit einer Geschichte oder kleinen Anekdote aufzuwarten. Er scheint völlig in seinem Film zu sein, als gebe es keinen angenehmeren Ort auf der Welt. In den Liedern nimmt er jetzt auch mal die Hände vom Griffbrett und bezieht durch Mimik und Gestik das Publikum ein. Höhepunkt des Abends ist der Versuch, „People on Sunday“ vollständig auf Deutsch zu singen. Na ja, das Bemühen verdient ein „Sehr gut“ und es waren sicherlich ein paar deutsche Brocken zu erkennen. Ein Platz im Herzen des Publikums erobert er sich damit endgültig. Danach folgt mit „Break me down“ der heimliche Hit des Albums, der auf viel Gegenliebe bei Publikum stößt. Der Auftritt endet schließlich mit dem live deutlich eindrucksvolleren „The Golden Glint“. Insgesamt kein überragendes Konzert, aber ein sehr charmanter und unterhaltender Abend, der zeigt, dass Smith ein bedingungsloser Entertainer ist und wahrscheinlich noch jede Beerdigungsgesellschaft zum Lachen bekäme.