Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums ihres wegweisenden und selbstbetitelten Debüt Albums gehen Garbage für ein paar ausgewählte Konzerte in den USA und Europa auf die 20 YEARS QUEER TOUR.
Nur zwei Tage nach dem letzten Konzert in den USA stehen Garbage für das erste Konzert in Europa zu Halloween im Kölner Palladium auf der Bühne. Dies war das einzige Deutschlandkonzert dieser Tour und auf dieser Tour wird auch zum ersten und einzigen Mal das Debütalbum GARBAGE in voller Länge live gespielt.
Trotz Halloween und einem milden sonnigen Samstag verlief die Anreise zum Kölner Palladium ziemlich stress- und staufrei. Die Schlange vor dem Palladium ist zwar lang, die Halle aber trotz der zivilen Ticketpreise von 35 Euro nicht ausverkauft. Dafür war das Merchandise zur Tour nicht nur recht einfallslos (rosa Tour-Cover auf weißem T-Shirts), sondern auch ziemlich teuer (35 Euro pro Shirt). Das Publikum hingegen ist sowohl vom Alter als auch vom Optischen her buntgemischt, und so mancher hatte sich in ein neckisches Halloween-Kostüm geschmissen.
Zum Auftakt gibt es die Dutch Uncles, die entgegen ihres Bandnamens nicht aus Holland, sondern Marple, UK, kommen. Mit einer 30 minütigen Show versuchten die Briten ihr aktuelles Album
O SHUDDER zu promoten und das Publikum anzuheizen. Das gelingt ihnen jedoch nur mäßig. Der Wave-beeinflusste Indie Pop, die eher androgyne Stimme und der auffällige Tanzstil von Fronter Duncan Wallis können die Fans nicht wirklich vom Hocker reißen. Die Bühne blieb minimal beleuchtet, der Sound ist nicht optimal und das Publikum kommunikationsresistent.
Das ändert sich schlagartig während der Umbaupause, die man mit rosa Luftballons zu verkürzen sucht. Punkt 21 Uhr geht das Licht aus und ein weißer Vorhang fällt vor die Bühne, auf dem es zu „Alien Sex Fiend“ ein Jubiläumsvideo und die Silhouetten der Band zu sehen gibt. Danach verschwindet der Vorhang wieder und zeigt die Gitarristen in Halloween-Kostümen, während Shirley Manson im schwarzen Kleid und rosa Federboa zu „Subhuman“ ansetzt.
Garbage sind offenbar bester Laune, sehen aber müde aus, was am Jetlag liegen mag. Technisch will nicht alles klappen, was Frontlady Shirley Manson charmant zu überbrücken weiß. Zum Beispiel, indem sie sich dafür entschuldigt nicht wirklich Lady-like zu sein, was sie mit ihren Wurzeln in der Punkszene begründet und sich dann einen Whiskey hinterkippt. Sie erzählt zu fast jedem Song eine Geschichte aus der Vergangenheit der Band oder persönliche Anekdoten, nicht immer ganz jugendfrei aber bewegend und scheut sich auch nicht, ihre teils politischen Standpunkte kundzutun und dafür einzustehen. Was für eine großartige Frau! Charismatisch und stimmgewaltig.
Wie bereits angekündigt wird das komplette Debütalbum GARBAGE gespielt. Natürlich nicht an einem Stück und auch nicht in der Reihenfolge wie auf CD. Zwischen den regulären Albumtracks gibt es auch alle B-Seiten Songs der einzelnen Single-Veröffentlichungen. Dazu gesellen sich zwei Coverversionen und zwei Songs von den nachfolgenden Alben, die die sehr schöne Setliste abrunden. Alles passt super zusammen und hält die Spannung zwischen den ruhigeren Stücken und den Smash-Hits aufrecht. Die meisten Songs werden übrigens nicht in der regulären Albumversion gespielt, sondern in überarbeiteten Versionen neu interpretiert. Wirklich toll!
Nach gut eineinhalb Stunden kommen Garbage zum Ende ihrer regulären Show und lassen sich hernach auch nicht lange bitten – mit vier weiteren Songs in der Zugabe machen Garbage die zwei Stunden voll.
Und zum Schluss erfreut man die Fans mit der Ankündigung, dass bereits ein neues Album im Kasten sei und sich vielleicht im nächsten Jahr zu einer neuen Tour wiedersehe.
Großartiger Abend, großartige Show und eine ganz wunderbare Shirley Manson! Punkt!
Setlist:
Alien Sex Fiend + 20 Years Queer Video
Subhuman
Supervixen
Queer
Driving Lesson
As Heaven Is Wide
The Butterfly Collector (The Jam cover)
Not My Idea
Trip My Wire
Milk
Fix Me Now
My Lover’s Box
Sleep
#1 Crush
Stupid Girl
Dog New Tricks
A Stroke Of Luck
Only Happy When It Rains
Vow
*
Kick My Ass (Vic Chesnutt cover)
Girl Don’t Come
Cherry Lips (Go Baby Go!)
Push It
Fotos: Dajana Winkel
Dutch Uncles
Garbage