Die jmc Redaktion verfügt über einen großen Bierkeller und über einen großen Kreis an schnelltrinkenden Musikliebhabern, die den Bierdeckel haben kreisen lassen:
Der Kater nach der Party….
Mozes and the Firstborn – Great Pile of nothing
Super Liveband (Orange Blossom 2015!) aus den Niederlanden, die mit ihrer Mischung aus 70er- Schweinerock und 90er- Alternative mal alles kurz und klein rockt. Leider können sie dies auf ihrem Zweitling GREAT PILE OF NOTHING nur in Teilen bestätigen. Die Hälfte der Songs zerfließt in kraftlosen Gitarren und vorhersehbaren 08/15 – Songstrukturen. Nur dort, wo sie mit Cello und Fuzz – Gitarren die späten Urge Overkill zitieren („It‘s, Over“), brandet etwas Begeisterung durch das Sektregal.
5,0 /10,0
Das schnelle Helle: It’s over/ Land of a 1000 dreams/ Great pile of nothing
VÖ: 02.09.2016 – Burger Records / Red Eye
Die letzte Runde…
Kobito – Für einen Moment perfekt
Das Lachen bleibt irgendwo zwischen vernagelten Türen gegen „The Walking Deutsch“ und vernagelten Angestelltenhirnen stecken. Man schaut sich nach dem Durchhören von Kobitos neuem Werk etwas selbstkritischer im Spiegel an. Deutscher Hip Hop auf Klavierhooks zwischen Marteria und Antilopengang, zwischen lila Wolken und der alltäglichen Bürohölle („Fluch der Akribik“). Kobito erweist sich als wacher Beobachter der aktuellen Veränderungen in der BRD und vermittelt zugleich diese Sehnsucht einfach wegzukommen und den ganzen Mist hinter sich zu lassen („Warten auf die Sonne“). Die Pathospeinlichkeit wird dabei an-, aber niemals überschritten wie in „Die Nacht“, vielmehr hat Kobito ein vielschichtiges Album vorgelegt, in dieser typischen Audiolith – Mischung aus Melancholie, Wut und Gesellschaftskritik, großartigem Wortwitz und Mittelfinger.
7,0/10,0
Das schnelle Helle: The Walking Deutsch/ Fluch der Akribik/ Alles in Bewegung
VÖ: 16.09.2016 Audiolith
Der Daddelautomat…
Losers – How to ruin other speople future
Prodigy DJ trifft auf The Cooper Temple Clause, runter gedimmter KLF – Sound zwischen House, EBM und Industrial. Auf den wunderbar melancholischen bis wütenden Gesang, trifft dieses typische Prodigy – Soundchaos mit Sirenen und bis zur Unkenntlichkeit verzerrten Gitarren („Red Rag“). An manchen Stellen können sich die Songs nicht entscheiden, ob sie lieber als Dance Tracks oder als klassische Stücke funktionieren wollen, was dann in mittelwarmen Kompromissen endet. Insgesamt wirkt es ein wenig wie der Soundtrack für ein Rollenspiel. Und so wundert es nicht, dass die Band für diverse Serien (u.a. Games of Thrones) und Computerspiele (z.B. Far Cry) schon die musikalische Untermalung lieferte. In den besten Momenten erinnert es angenehm an die tanzbare Editors „Papillon“ – Phase. Live bestimmt spannend.
Das schnelle Helle: This is War/ The Not/ Red Rag
6,0/10,0
VÖ: 09.09.2016, 61seconds records
Die Lust kommt mit dem Schluck…
Warhaus – We Fucked A Flame Into Being
Hinter Warhaus verbirgt sich Balthazars Co – Sänger Maarten Devoldere und schon nach wenigen Takten wird klar, dass er auch solo an die dunkle, melancholische Stimmung seiner Hauptband anknüpft. Seine rauchige, nuschelnde Stimme legt sich über schwelgerischen Breitbandpop und Big Beat als moderne Chansonversion eines Serge Gainsbourgh oder eines frankophilen Nick Cave. Manchmal kippt es ab in die Spröde von Velvet Undergound wie in „Time and Again“. Devoldere hat das große Pop – 1 mal 1 gelernt und transformiert es gekonnt in die Gegenwart.
Das schnelle Helle: Machinery/ Leave with me/ Bruxelles
7,5/10,0
VÖ: 02.09.2016, Play it again Sam
Kopf auf dem Tresen…
Flock of Dimes – If you see me, say yes
Hinter Flock of Dimes steht mit Jenn Wasner die weibliche Stimme von Wye Oak. Wendete sich ihre Hauptband auf der letzten Veröffentlichung bereits verstärkt elektronischen Elementen zu, dominieren diese IF YOU SEE ME, SAY YES. An den besten Stellen liefert die Platte wunderbar leichtlebigen Dreampop mit Patinaüberstrich zwischen den späten Moloko und Broadcast. Wasner legt eine verträumte Spätsommerplatte vor, die durch ihre 80er Jahre Discoanleihen („Ida Glow“) schon auf die langen Clubnächten im Herbst weist. An einigen Stellen driften die Songs leider etwas zu sehr in belangloses Elektrogeblubber ab.
Das schnelle Helle: Machinery/ Leave with me/ The Joke
6,5/10,0
VÖ: 23.09.2016, Pias UK/Partisan (rough trade)
Nach der Party, ist vor der Party…
Frightnrs – Nothing more to say
Sozialisiert in den 90ern mit Bands wie Sublime und Rancid haben sich die Frightnrs auf die Suche nach ihrem ganz eigenen Roots – Sound gemacht. Herausgekommen ist eine wunderbar – zurückgelehnte Rocksteady / Dancehall – Platte, die mal kurz die jamaikanischen Strände nach New York verlegt. Der warme Vintage Sound mit starken Motown Anleihen klingt stark nach 60ties und könnte auch als Neuentdeckung vom Flohmarkt herhalten, als hätten die Jackson Five bei einem Kurztrip in die Karibik mal kurz eine Platte aufgenommen. Dies liegt vor allem an der wunderbaren Stimme von Sänger Dan Klein, die sich in ähnliche Höhen schrauben kann, wie die der berühmten Vorbilder und uns mit verwundertem Stirnrunzeln zurück lässt, wie ein Mann nur so etwas schaffen kann.
Das schnelle Helle: Purple / Till Then/ Gonna make time
7,5/10,0
VÖ: 02.09.2016, Daptone Records
Keine Kurzen für Kurze…
Salmanda – Daddy Punk / Kompanjero
Aus Respekt vor unserem buckeligen Praktikanten (der aus dem Tanzen nicht mehr raus kommt) nehmen wir heute auch eine 7 inch mit in „Kurz gesagt“. Salamanda kommen aus Flensburg, sollen zu den besten Live Bands Deutschlands gehören und spielen irgendwie eine Mischung aus Daft Punk und Muppet Show, Psychedelic und Neo – Disco. Ein Riesenspaß! Im Herbst auf Tour, haltet Ausschau!
VÖ-Datum: 09.09.2016, Zeitstrafe