Antilopen Gang – Anarchie und Alltag
Das Jahr 2017 geht gerade zu Ende: die Erde ist eine Scheibe mit viel Tomatensoße und Käsetopping, Lutz B. und Denis C. sind das bekanntestes „Tindermatch“ des Landes, Deutschland ist jetzt ein großer Baggersee-Erlebnispark mit ner Insel mittendrin, darauf sind keine zwei Berge, nein da steht der Bundestag und darüber weht sie im Wind… die Antilopen Gang Fahne. So wird es aussehen gen Jahresende.
Bevor Deutschland zum Erlebnispark für „RAF-Rentner“ werden kann, erscheint am 20. Januar erstmal das zweite Album ANARCHIE UND ALLTAG der drei Düsseldorfer PunkRapper Danger Dan, Koljah und Panik Panzer, besser bekannt als Antilopen Gang. Mit ihrem 2014’er Türöffner AVERSION, vielen Konzerten, diversen Preisen und medienwirksamen Auftritten verschafften sie sich Zugang zum System mittels eines alten griechischen Tricks: Ihr „Trojanisches Pferd“ wurde unbemerkt an allen vorbei mitten ins Herz der Musik- und Medienlandschaft geschoben.
Als die Bombe dann explodiert nimmt das „Fiasko“ seinen Lauf. Schlagzeilen wie „die besseren Beginner“, „die junggebliebenen, politischeren Fantas“ oder „Deutschlands frischeste HipHop Combo, will den HipHop töten…“ sorgten für erste Aufregung in der Szene. Als Düsseldorf dann auch noch zum Mittelpunkt der hiesigen HipHop Landkarte wurde und durchsickerte dass ANARCHIE UND ALLTAG auf dem Toten Hosen Label JKP erschienen war, schwappte die Idee zur Abschaffung der Bundesrepublik mittels „Pizza“ und ausgefeilten Hits übers gesamte Land.
Mal politisch, mal persönlich aber immer mit dieser speziellen Antilopen-Portion Eigenhumor rappen, singen und schreien sich die Drei über fett produzierte, nicht immer ganz dem Genre zuzuordnenden Tracks mitten ins Herz und Hirn ihrer Fans.
Beim Bau des Bonusalbums „Atombombe auf Deutschland“ mit Punkrockversionen von Antilopen Songs halfen unter anderem keine geringeren als Campino, Peter Hein, Jan Windmeier. Bis zum finalen Knall der Bombe ist noch etwas Zeit und es ist keineswegs eine düstere Vorstellung am Baggersee Deutschland zu liegen und die neue Platte der Antilopen Gang auch live um die Ohren gehauen zu bekommen. Darauf jetzt aber erstmal ne Folge „ALF“ und „Liebe Grüße“.
VÖ: 20. Januar 2017, JKP, http://www.antilopengang.de
Ohr d’Oeuvre: Liebe Grüße/ Das Trojanische Pferd/ Fiasko/ Patientenkollektiv
Gesamteindruck: 8/10
Tracklist: Das Trojanische Pferd/ Patientenkollektiv/ Pizza/ Fiasko/ Tindermatch/ ALF/ Liebe Grüße (mit Fatoni)/ Hilfe/ Baggersee/ Fugen im Parkett (mit Schorsch Kamerun)/ Flop/ RAF Rentner/ Lob der Lüge/ Gestern war nicht besser
(gb)
The XX – I see you
Die ersten beiden Alben der britischen Band The XX überzeugen mit großartigen Elektropopsongs, die eingängige Rhythmen, tanzbare Beats und wunderschöne Melodien miteinander verbinden. Die Meldung zur Veröffentlichung eines neuen Albums weckte Vorfreude und Erwartungshaltung an die drei Londoner.
Die Vorfreude verfliegt leider schnell nach dem ersten Hören. Dieser Eindruck bleibt leider auch nach mehrmaligen Hören. Um Missverständnissen vorzubeugen, I SEE YOU ist ein perfekt produziertes Album mit hervorragend arrangierten Popsongs. Den Fokus setzen The XX dabei auf die Vocals, die sowohl von elektronischen Elementen als auch von den Instrumenten getragen werden und mit Ihnen harmonieren. Aber einen relevanten Punkt lassen die Stücke missen – sie erreichen weder den Hörer noch verfangen sie sich im Gehörgang.
Die Jungs und Mädels schaffen es nicht, den Songs mit einem charmanten, catchy Groove eine Portion Leben einzuhauchen und den Hörer damit in ihren Bann zu ziehen. Kaum eins der 10 Stücke bietet die Möglichkeit eines Einstiegs, um einen Zugang zum Album zu erhalten. Die Highlights finden sich am Anfang der Platte, die im weiteren Verlauf immer weiter verflacht.
Der Opener „Dangerous„ ist mit seinen Beats in Kombination mit Bläsern und doppelstimmigen Gesang ein tanzbares Elektropopstück, das die Tanzflächen der Clubs füllen wird. „Say something you loving“ schließt sich stilistisch daran an und ist ein grooviger Song, der neben den Beats vom Piano und einem Gitarrenriff getragen wird. Neben diesen beiden Stücken bleibt der Song „A violent noise“ durch seinen Rhythmus und seine Melodie in Erinnerung. Als Quintessenz lässt sich zusammenfassen, dass das ruhige I SEE YOU zwar eindeutig als ein The XX-Album zu identifizieren ist, die Band sich Ihre Bedeutung aber durch die beiden ersten Alben erarbeitet hat.
VÖ: 13. Januar 2017, Young Turks, http://thexx.info/
Ohr d’Oeuvre: Dangerous/ Say something you loving/ A violent noise
Gesamteindruck: 4/10
Tracklist: Dangerous/ Say something loving/ Lips/ A violent noise/ Performance/ Replica/ Brave for you/ On hold/ I dare you/ Test me/ Dangerous
(kof)