Serafyn – Foam
„Wer hat´s erfunden“, Taschenmesser, Steuersünder CDs und ja, natürlich Faber. Natürlich die Schweizer! Serafyn aus Basel bereichern diese Palette um einen wunderschönen musikalischen Eindruck.
Neben dem schon erwähnten Faber kam in letzter Zeit – zumindest musikalisch – nicht so sehr viel aus der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Das werden Serafyn am 10. Februar mit ihrem Debüt Album FOAM ändern. Die erste Langspielplatte der fünf Schweizer hat auf jeden Fall großes Potential. Mit ihrer Mischung aus Folk- und Indie-Pop begeisterten sie nicht nur den britischen Sänger Fink, sie brachten es mit dessen Hilfe auch im Netz und auf Tour zu einiger Berühmtheit. Nach ihrer 2015 erschienen EP QUANTUM LEAP, mit unaufgeregt verträumten Songs, knüpfen Serafyn mit FOAM genau dort an, wo sie seinerzeit aufgehört haben.
Gitarristin und Sängerin Anna Erhard holt den Hörer, mit ihrer an Kate Nash erinnernden Stimme schon im ersten Song „Good Thing“ ab und löst den Bann erst wieder mit dem letzten Song „Messy“. Steigen dann noch die beiden Cellistinnen Anja Waldkircher und Alexandra Werner zum dreistimmigen Gesang mit ein, ist es um einen geschehen. Getragen und zusammengehalten von J.J. Loew und Lucas Loew an Percussions und am Bass erreichen die Stücke auf FOAM eine Dichte und Intensität, die für ein erstes Album, einer so jungen Band doch recht ungewöhnlich sind. Stellenweise klingen sie nach Daughter, Feist oder eben Fink, manchmal meint man gar eine weibliche Version von There Will Be Fireworks zu hören, nur ohne Krach.
FOAM wird der noch jungen Band einige weitere Türen öffnen und wir sind sehr gespannt, wie es mit der als Straßenmusikantentruppe gestarteten Combo weitergehen wird. Ab März steht erstmal ein Tour durch die Schweiz, Österreich und Deutschland an, die Serafyn am 22.4. in die Kölner Wohngemeinschaft führen wird.
VÖ: 10. Februar 2017, Radicalis, http://www.serafyn.ch
Ohr d’Oeuvre: Patience/ Good Thing/ Morning Tea
Gesamteindruck: 8/10
Tracklist: Good Thing/ Lungs/ Foam/ Morning Tea/ Current Current/ Patience/ Long Run/ How Am I Supposed To Set Thing in Stone/ Lines/ Messy
(gb)
The Menzingers – After the Party
Mit AFTER THE PARTY bringen die Menzingers dieser Tage eines der am heißesten erwarteten Alben im Pop-Punk 2017 heraus. Wie eigentlich immer bei den Jungs aus Pennsylvania, werden sie der Erwartungshaltung gerecht, ohne jedoch ein Meisterwerk abzuliefern.
Die Menzingers sind eine dieser Bands, die in den letzten Jahren sehr organisch gewachsen sind. Kamen vor drei Jahren noch maximal 100-150 Leute zu den Shows, hängt inzwischen oft das „Ausverkauft“-Schild an den Türen hiesiger Clubs. Das liegt sicherlich daran, dass die Band es auf ihren Releases immer schafft, das Qualitätsniveau hoch zu halten. Dies gelingt auch auf AFTER THE PARTY. Musikalisch ist die Band immer eine Bank, einzig der inhaltliche Fokus hat sich auf Album Nr. 5 etwas verändert. Die Menzingers sind erwachsen geworden und reflektieren auf AFTER THE PARTY diesen Weg. Dies machen sie nicht, indem sie schwelgerisch der Vergangenheit nachtrauern, sondern vielmehr mit einem Augenzwinkern. So fragen sie bereits im Opener „Where are we gonna go / Now that our twenties are over?“ Eine Frage, die die meisten Mid-Dreißiger sehr gut nachvollziehen können, ohne jedoch eine passende Antwort parat zu haben. Die Antwort geben die Menzingers zwar auch nicht, das war jedoch auch nicht zu erwarten, gibt es auf diese Frage wahrscheinlich keine universelle Antwort. Sie schaffen es jedoch durch ihre hymnischen Pop-Punk Songs, dieses durchaus ernste Thema mit der notwendigen Leichtigkeit zu besetzen.
Die Party ist eben mit dem Erwachsenwerden noch lange nicht vorbei, sie wird nur ein wenig anders gefeiert. Braucht es einen Soundtrack für diese Party, so kann man getrost zum neuen Album des Vierers aus Philadelphia greifen. Da kann man den Jungs das Abdriften einiger Songs in eine gewisse Beliebigkeit kaum verübeln, sie sind halt mit Anfang 30, ähnlich wie ihr Publikum, etwas gesetzter. Da braucht es die eine oder andere Verschnaufpause.
VÖ: 03.Februar.2017, Epitaph Records / Indigo, http://themenzingers.com/
Ohr d’Oeuvre: 20s (Tellin‘ lies)/ After the party/ House on fire
Gesamteindruck: 7/10
Tracklist: 20s (Tellin‘ lies)/ Thick as thieves/ Lookers/ Midwestern states/ Charly’s army/ House on fire/ Black mess/ Cobra (Boy blue)/ Bad catholics/ Wings (Your wild years)/ Bars/ After the party/ Livin‘ ain’t easy
(at)