Sleaford Mods – English Tapas
Es ist ja immer noch eine kleine bis mittlere Sensation, dass die Sleaford Mods überhaupt vor einigen Jahren in der Szene dermaßen durchgestartet sind. So minimalistisch wie Rapper Jason Williamson und sein Kompagnon Andrew Fearn auftreten, müsste ihr musikalisches Ablaufdatum längst erreicht sein, möchte man meinen. Aber Pustekuchen.
Was möglicherweise auch mit dem überdurchschnittlichen Output der Briten zu tun haben mag, schließlich ist ENGLISH TAPAS schon das vierte Album seit dem Wechsel von Gründungsmitglied Simon Parfrement zu Andrew Fearn im Jahr 2012 (nicht eingerechnet Compilations wie „Chubbed up+“) und ihr mittlerweile neuntes insgesamt. Dass die Mods diesmal etwas an ihrem bewährten Konzept ändern, war im Prinzip nicht zu erwarten. Und siehe da: Natürlich bleibt alles beim Alten. Eine simple, knackig geloopte Bassline, ein auf das Allernötigste reduzierte Drumset und fertig ist die Chose. Dazu Rapper Williamson, der sich textlich gewohnt bissig und klar positioniert, selbst wenn er sich verstärkt an Melodien und – zumindest für seine Verhältnisse – gesungenen Refrains versucht.
Die Themen dazu schreiben sich praktisch von selbst: die verlogene Medienwelt, der eigene Aufstieg als Band, die britische Gesellschaft und – na klar – letztlich auch der Brexit. Am stärksten ist das Duo immer genau dann, wenn Williamson besonders wütend, kritisch und giftig wirkt und dem Hörer eine Inyourface-Punk-Attitüde genau ins Gesicht spuckt – oder wenn Fearn den Beat besonders schön rollen lässt. Und von solchen Momenten gibt es auf „English Tapas“ mit knapp unter 40 Minuten Laufzeit reichlich.
VÖ:03.März.2017, Rough Trade, https://www.sleafordmods.com/
Ohr d’Oeuvre: Army Nights / Just Like We Do / Moptop / Snout / Carlton Touts / B.H.S.
Gesamteindruck: 8/10
Tracklist: Army Nights/ Just Like We Do/ Moptop/ Messy Anywhere/ Time Sands/ Snout/ Drayton Manored/ Carlton Touts/ Cuddly/ Dull/ B.H.S./ I Feel So Wrong
(sr)
Danko Jones – Wild Cat
Die Kanadier von Danko Jones sind wie gute, alte Bekannte, die einem seit Jahren immer wieder über den Weg laufen. Man freut sich jedesmal etwas von ihnen zu hören um dann aber auch wieder seiner Wege zu gehen. Ohne zu wissen, was als nächstes kommt, ist man aber sicher, dass es ein Wiederhören gibt. Unter diesen Vorzeichen war eine gewisse Anspannung vor WILD CAT, der aktuellen Veröffentlichung nicht von der Hand zu weisen.
Und auch dieses Mal enttäuschten Danko Jones, wie all die Jahre zuvor, nicht. Sie bleiben sich, ihrem Songwriting und ihrem Stil treu. Guter, grundsolider Hardrock, der auf der Bühne einen größeren und signifikanteren (Nach-)Druck als auf dem Album entwickeln wird. Aber, das ist auch ein Vorteil dieser guten Bekannten. Man weiß, worauf er sich einlässt und hat keine Überraschungen zu erwarten. An dieser Stelle bilden Danko Jones eine Konstante aus Gitarre, Bass und Schlagzeug, die einen straighten Sound halten, seit Jahren perfekt eingespielt sind und harmonieren. Der Album-Opener „I gotta rock“ gibt Rahmen, Zielrichtung wie auch Schlagzahl für die folgenden 10 Songs vor.
Auf WILD CAT nutzen sie in letzter Konsequenz alle Elemente, die Hardrock ausmachen. Harte Riffs, kurzweilige Gitarrenmelodien, durchgängige Bassläufe und ein toughes Schlagzeugspiel, verbunden mit eingängigen Texten und gelegentlichen Ausflügen in Richtung Punk, Rock wie auch Heavy-Metal. An einigen Stellen fühlt sich der Hörer an Turbonegro, Motörhead oder AC/DC erinnert und Danko Jones bedienen diese Erinnerung durch musikalische Zitate….
Aufgrund der Homogenität des Albums ist es ein wenig schwierig auf einzelne Songs einzugehen. Daher ist das Ohr d’Oeuvre am ehesten als Anspieltipp zu verstehen. Neben dem schon erwähnten Opener des Albums bleiben vor allem „Going out tonight“, „Let´s start dancing“, „She likes it“ in Erinnerung. Wie schon gesagt – WILD CAT ist eine typische Danko Jones Platte – nicht mehr und nicht weniger. Der Vergleich mit einem Schuster, der bei seinen Leisten bleibt, aber damit nicht zwingend etwas falsch macht, drängt sich auf. Leute, die Danko Jones mögen, werden das Album schätzen. Her mit der Schnürlederhose, dem schwarzen Shirt und der Sonnenbrille, Bier aufmachen, Musik einlegen, Anlage auf 10 drehen und sich wie auch die Nachbarn erfreuen.
VÖ: 3.März.2017, AFM Records/ Soulfood, http://www.dankojones.com/
Ohr d’Oeuvre: I gotta rock/ Going out tonight/ Let´s start dancing/ She likes it“
Gesamteindruck: 6,5 /10
Tracklist: I gotta rock/ My Little RnR/ Going out tonight/ You are my woman/ Do this every night/ Let’s start dancing/ Wild cat/ She likes it/ Success in bed/ Diamond lady/ Revolution (But then we make love)
(kof)