Sorority Noise – You’re Not As ___________ As You Think
Es führt kein Weg vorbei an dieser immensen ____________ im Albumtitel. Zu groß, zu auffällig klafft sie da. Angst davor haben die Jungs schon mal nicht. Welches Adjektiv gehört da hin? Braucht es überhaupt eins? Ein Quiz? Ich kaufe ein „F“. Ist das gar eine Mitmach-Platte?
Weit gefehlt und trotzdem wahr. YOU´RE NOT AS ___________ AS YOU THINK ist schonungsloser Seelenstriptease von Sänger und Gitarrist Cam Boucher. Zum Teil untermalt – besser untermauert – von brachial fuzzigen Emo-Powerchordfolgen in DropC# im Wechsel mit ruhigen Songstrukturen, die deutliche Singer-Songwriter Qualitäten aufweisen. Die Scheibe dreht sich fast ausschliesslich um die tragisch-traurigen Momente des Lebens. „No Halo“, das erste Stück, handelt vom Gefühl des Nicht-Begreifen-Könnens, dass ein guter Freund nicht mehr lebt. Mit „A Better Sun“, der zweiten Single liefern Sorority Noise einen der ausgereiftesten, dichtesten und auch schmerzhaftesten Songs ab. Bei allem Leid und aller Melancholie schwingt immer Hoffnung mit, etwas fatalistisch ausgedrückt von Boucher selber: “Things are going to be tough, but it’s going to be fine in the end — and you have to keep going because you just have to. This is how it’s going to be. You’ve just got to do it.”
Mit YOU´RE NOT AS ___________ AS YOU THINK tischen Sorority Noise nach ihrem 2015 von Kritikern hochgelobten zweiten Album JOY, DEPARTED ein musikalisch gereiftes Emo-Indie-Rock Werk auf. Im Vergleich zum Vorgänger haben sich die 4 Jungs aus Connecticut mit den Aufnahmen doppelt so viel Zeit gelassen und mit Mike Sapone stand ihnen auch noch ein erfahrener Produzent zur Seite, der in der Vergangenheit schon mit Brand New und Taking Back Sunday gearbeitet hat. Und das hört man auch. Live kann man die Jungs auch noch am 22. Mai 2017 im Kölner Tsunami hören und sehen.
Abschliessend muss die fragend, klaffende _________ gar nicht gefüllt werden. Sie bleibt Platzhalter für die vielen Möglichkeiten und für viele Blickwinkel in der Betrachtung des Schicksals und seiner Schläge.
VÖ: 17. März 2017, Big Scary Monsters, http://www.sororitynoise.com
Ohr d’Oeuvre: A Better Sun/ No Halo/ Leave The Fan On
Gesamteindruck: 8/10
Tracklist: No Halo/ A Portrait Of/ First Letter From St. Sean/ A Better Sun/ Disappeared/ Car/ Where Are You/ Second Letter From St. Julien/ Leave The Fan On/ New Room
(gb)
The Pigeon Detectives – Broken Glances
Es ist bisweilen schwierig wenn eine Band, die man schon lange kennt und mag einen Entwicklungsschritt macht. Ist dieser Schritt dann noch so gravierend, wie beim neuen Album der The Pigeon Detectives lohnt es sich aber recht unvoreingenommen und entspannt an die Platte heran zu gehen.
Das Setting passt schon mal, die Sonne scheint, das Fenster ist offen und die ersten Frühlingsmelodien werden von den Vögeln, äh Tauben hereingetragen. „Wolves“ eröffnet BROKEN GLANCES unerwartet ruhig und melodisch akzentuiert. OK, denkt man bei sich, was ist passiert mit den Detektiven aus Leeds? Neue Einflüsse? Gesetzter? Mit „Lose Control“ folgt dann ein erster Aufwecker, lässt die Lichtorgel flackern und geht ins Bein. Ein sehr schönes Indie-Pop Stück, wobei auch hier mehr Pop als Indie mitschwingt. „Munro“ überrascht dann doch sehr. Sanft und dennoch kraftvoll kommt es angeschlichen, mit schön verschnörkelten kleinen Gitarrensolifüllungen zwischen die sich zum Ende immer elektronischere Sounds mischen, bevor sich der Song scheinbar auflöst. Bis hierher gab es recht wenig vom bekannten und geschätzten Sing-Along Gitarren-Pop Sound, für den man die die Jungs um Sänger Matt Bowman bisher so gemocht hat. Und um erst gar keine falschen Erwartungen zu schüren, das bleibt auch die gesamte Spieldauer so. Bemerkenswerte Stücke auf BROKEN GLANCES sind definitiv „Sounding the Alarm“, „Falling in Love“ und „Postcards“.
Insgesamt experimenteller, abwechslungsreicher und ja verdammt, auch erwachsener kommen die fünf Briten daher. Dieser Schritt ließ sich aus Bandsicht scheinbar nicht vermeiden und er ist am Ende auch Konsequent und gut so. Einige Fans der ersten Alben werden BROKEN GLANCES dennoch mit „gebrochenem Blick“ und enttäuscht ins Regal stellen und erst wenn sie selber Erwachsen sind wieder hervor holen.
VÖ: 17. März 2017, Dance To The Radio, http://thepigeondetectives.com
Ohr d’Oeuvre: Munro/ Postcards/ Change My World
Gesamteindruck: 7,5/10
Tracklist: Wolves/ Lose Control/ Munro/ Enemy Lines/ Sounding the Alarm/ Falling in Love/ A Little Bit Alone/ Stay With Me/ Postcards/ Change My World
(gb)