Fotos: Steffen Ide
JA ist die Antwort auf die Frage, ob Kenneth Kapstads Drums auf die Bühne des Gebäude 9 auf der Kölner Schäl Sick passen. Und ja, das ist auch gut so! Denn was der Gute mit seinen Drums während des gut 90minütigen Konzerts veranstaltet, spottet jeder Beschreibung. Aber der Reihe nach.
Den Abend eröffnen Woodland – genau wie Spidergawd aus Trondheim – mit einem Mix aus 70’er Jahre Rock, Blues und gelegentlichen Stoner Anleihen. Die Jungs verstehen ihr Handwerk, erinnern an Jack White, Seasick Steve oder auch die QOTSA und passen musikalisch ganz ausgezeichnet zum heutigen Headliner.
Nach erfreulich kurzer Umbaupause betreten Spidergawd die Bühne und man kann förmlich die Spannung beim Publikum spüren, wie sich wohl das neueste Meisterwerk IV der Band live anhören wird. Leider wird der Spannung jäh ein Dämpfer versetzt, als Sänger Per Borten direkt zum Einstieg mit hörbar kratziger Stimme ankündigt, aufgrund seiner angegriffenen Stimmbänder keine Songs des neuen Albums singen zu können. Den Hardcore Fans ist es egal, denen die heute auf „Gut Glück“ ins Gebäude gegangen sind auch und diejenigen, die die Band erst mit IV für sich entdeckt haben, sind sichtlich enttäuscht.
Die Enttäuschung hält jedoch nicht lange an, denn erstens sind Spidergawd live so gut, dass es ein beeindruckendes Erlebnis ist, egal welche Songs sie spielen und zweitens halten sie an ihrem Vorsatz ganze zwei Songs fest, dann folgt als dritter „What you have become“ vom neuen Album. Gesungen wird der Song von Bassist Hallvard Gardlos, ohne dass sich der Gesang wesentlich zu der Albumversion unterscheidet. Es ist jedoch auffällig, dass die neuen, eher am klassischen Heavy Metal orientierten Songs, der Band live eine Vielfältigkeit verleihen, die schier atemberaubend ist.
Gerade Schlagzeuger Kenneth Kapstad, der durch den Aufbau seines Schlagzeuges mittig am vorderen Bühnenrand den optischen Mittelpunkt bildet, hat bei den neuen Songs Spaß wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal auf Mutters Töpfe-Sammlung eindreschen darf. Das Publikum im Gebäude 9 feiert jeden Song und mit zunehmender Dauer des Konzerts wünscht sich der Besucher, die Band würde bis tief in die Nacht spielen. Tut sie leider und verständlicher Weise jedoch nicht. Per Borten hält allerdings respektable 90 Minuten durch, beim Gesang unterstützt durch Saxophonist Rolf Marin Snurstad und Espen Kalstad vom Support Woodland.
Spidergawd untermauern an diesem lauen Mittwochabend im Gebäude 9 ihren Ausnahmestatus. Was die vier aus Trondheim, angetrieben von Kenneth Kapstad am Schlagzeug, auf die Bühne bringen, gehört live wohl zum Besten und Mitreißendsten, was im Moment auf den Bühnen der Welt unterwegs ist. Hoffen wir, dass die Jungs sich gut erholen und uns bald wieder besuchen, denn genug kann man von ihrer Live-Performance nicht bekommen.