Love A – Nichts ist Neu
Junge, Junge schon wieder sind zwei Jahre ins Land gezogen. Einige von uns sind gealtert, andere weniger. Das ein oder andere im Leben, des ein oder anderen hat sich verändert. Doch NICHTS IST NEU! Genau das steht auch auf dem – an MC Escher erinnernden – Cover der nunmehr vierten Platte unserer Lieblings-Dorfkirmeskapelle mit den Trierer Wurzeln.
Seit ihrem 2011er Debut EIGENTLICH können sich Fans und Anwärter, alle ungeraden Jahre wieder, auf eine neue Veröffentlichung der vier sympathischen, musikalischen „Sonderling“e freuen. Spätestens seit JAGD UND HUND 2015, haben sich Love A zur rasiermesserscharfen Speerspitze der hiesigen Subkultur-Alternativ-Punk-Pop-wütende-alternde-Jungs Musik gemausert. Und das völlig zu Recht, wie auch NICHTS IST NEU einmal mehr unter Beweis stellt.
Obermotzer Jörkk Mechenbier wütet und schreit sich – hier und da fast an Gesang erinnernd – durch die 12 Songs, dass man sich fragt aus welchem Material seine Stimmbänder denn so bestehen. Vielleicht sind sie aber auch einfach nur sehr, sehr gut und kontinuierlich geölt worden. Präzise und kraftvoll, jagen Dominik Mercier und Karl Brausch an Bass und Schlagzeug Track für Track durch die Platte, während Stefan Weyer dazu seine Gitarrensoundteppiche knüpft. Insgesamt perfektioniert der selbstbetitelte „musikalische Glückstreffer“ auch auf Album Nummer Vier, das was er am besten kann – uns seine Vorstellung von Punk mit klugen Texten um die Ohren zu hauen. Mit etwas mehr Studiotechnik und der ihr immer noch eigenen gehörigen Portion Rotzigkeit untermauern Love A damit abermals ihren Ausnahmestatus. Man könnte jetzt Einflüsse, Stilrichtungen und Vergleiche heranziehen und besprechen – man könnte – aber unterm Strich hat das Quartett es geschafft einen sehr eigenständigen Sound-, Text- und Attitüdenmix zu kreieren, der genau diesen einen Nerv trifft, der es erfreulich schmerzen lässt.
NICHTS IST NEU ist durch und durch ein Love A Album mit allem was es braucht, um auch live ordentlich auf die Zwölf zu bekommen. Die Aussage des Cover-Artworks könnte also lauten: Vorwärts, immer ums Eck, die Treppe rauf, die Treppe runter. Keine Ahnung. Hauptsache weiter. Oder wie Jörkk es in der abschliessenden, balladesken Nummer „Verlieren“ formuliert: „Am Ende des Tages sind wir alle gefickt, denn was wir wollen, kriegen wir nicht, wir stolpern einfach weiter wie bisher“.
VÖ: 12. Mai 2017, Rookie Records, http://www.rookierecords.de/
Ohr d’Oeuvre: War klar/ Verlieren/ Kanten/ Nichts ist leicht/ Treeps
Gesamteindruck: 9,51/10
Tracklist: Nichts Ist Leicht/ Nachbarn II/ War klar/ Die Anderen/ Unkraut/ Treeps/ Sonderling/ Löwenzahn/ Kanten/ Monaco/ Weder Noch/ Verlieren
(gb)
Burkini Beach – Supersadness Intl.
Eigentlich sollte man Platten, die SUPERSADNESS INTL. heißen und als Singer-Songwriter Platten angepriesen werden, direkt in die Ecke stellen und laut „Klischee“ brüllen. Im Fall von Burkini Beach mit seinen doppelbödigen Texten und zeitlosen Melodien, ist man jedoch gut beraten, eine Ausnahme zu machen.
„I am scared of People, maybe that is why you are scared of me. I hate all People, that is why all these People hate me.“ Dieses Geheimnis, was die Protagonistin aus „Jungle Book“ – welches wunderbar an Death Cab for Cutie erinnert – verrät und unterstreicht das Burkini Beach weitab von reinem selbstmitleidigen Herzschmerzgeschichten sind. Sie haben eher einen ironischen und leicht zynischen Blick auf die Welt und einfach ein gutes Gespür für griffige Textzeilen. Hinter der Band steckt Rudi Maier, ein Teil von The Dope aus Berlin. Das Duo konnte in den letzten Jahren einige Lorbeeren als Vorband von The War On Drugs und Cursive sammeln. Doch jenseits des eher krachigen Indiesounds scheint Maier eine Leidenschaft für leicht vertrackte Songs zu haben, die neben aller Melancholie auch immer mit einem (wenn auch bittersüßen) Lächeln gehört werden können. Neben den Melodien besticht dabei, seine einprägsame, stets unaufgeregte und leicht höhenlastige Stimme mit der er seine Songs vorträgt. So ein Wohlfühlorgan, das einen direkt für sich einnimmt. Musikalisch pendelt er dabei zwischen dem schönen, leicht 6oties angehauchten Indiepop der bereits angesprochenen Death Cab for Cutie oder Sufjan Stevens („Small Talks“, „Bodyguards“) und leicht entrückten Folksongs wie man sie in Deutschland sonst eher aus der rheinischen Schule eines Honigs oder Jonas Davids kennt. Bestes Beispiel ist die erste Single „Luxembourg“, dessen melancholischer Grundton den Hörer schon nach dem ersten Durchlauf mit einer Träne im Auge auf die abendliche Straße schauen läßt.
Burkini Beach hat mit SUPERSADNESS INTL. ein interessantes Album, jenseits ausgetretener Folk- und Singer-Songwriter Pfade aufgenommen, das es verdient allen verträumten Melancholinkern dieses Jahr näher gebracht zu werden.
VÖ: 19. Mai 2017, Record/ Jet, http://www.burkinibeach.com/
Ohr d’Oeuvre: Luxembourg/ Jungle Book/ The World at our fingertips
Gesamteindruck: 8,0/10
Tracklist: Kitchen sink / Luxembourg/ Small Talks/ Your Weirdness & my Eloquence/ Bodyguards/ The World at our fingertips/ Jungle book/ Death Cup/ Tiny Boxes/ Sleepover
(tb)