Käptn Peng und die Tentakel von Delphi – Das nullte Kapitel
Die neue Platte von Käptn Peng ist da. Für Alle, die bei deutschem Sprechgesang gerne auf zornigen Ichichich-Appeal, stumpfe Testosteronbeats und andere unschöne Begleitumstände verzichten, ist diese Nachricht die diesjährige Heilsbotschaft.
Käptn Peng, der sich als Filmschaffender und Buchautor Robert Gwisdek nennt, liefert ein gekonntes Stück Genialität ab, das nahtlos an das Erstlingsmeisterwerk EXPEDITION INS O von 2013 anschließt. Der Käptn rappt sich durch ein Gemisch aus labelbezogener Zahlenmystik („Pi), Gesellschaftskritik („Neue Freunde“, „Gelernt“) und immer wieder der Fragestellung, wer, warum und ob der Mensch eigentlich ist. Wer es hochgestochen mag, darf darin philosophische Anthropologie wiederfinden. Jeder sollte sich zumindest für die humorige Herangehensweise („Meister und Idiot“, „Todesbossa“) und die Schlauheit begeistern, die die Texte gleichermaßen zu bieten haben. Dazwischen ragt aus der Transzendenz mit „Tango im Treibsand“ noch ein romantisch-unromantisches Liebeslied über die Suche nach dem Einklang („Ich will Deine Pflanze füttern, du willst meine Katze gießen.“) heraus.
Die Tentakel von Delphi, die schlagzeugfreie Hiphopbegleitband, spielen dazu unter anderem Offbeat, Bossanova, Nu Rock oder Barjazz, immer passend, immer frei von Standardsounds, immer einfallsreich. Um die Story rund zu machen, kennen sich die Musiker seit frühester Jugend und organisieren das Label Kreismusik in Selbstverwaltung.
DAS NULLTE KAPITEL wird so eine, in jeder Hinsicht –sorry– runde Sache. Und während Käptn Peng reimt, erzählt, flüstert, schreit und singt, winden sich seine Tentakel unwiderstehlich um die Welt und das Nichts.
VÖ: 19.Mai 2017, Kreismusik, http://www.kreismusik.de
Ohr d’Oeuvre: Spiegelkabinett/ Neue Freunde/ Meister und Idiot
Gesamteindruck: 8,5/10
Tracklist: Das nullte Kapitel/ Spiegelkabinett/ Im Labyrinth/ Neue Freunde/ Meister und Idiot/ WobWobWob/ Tango im Treibsand/ Pi/ Pförtner/ MC HomoSapiensSapiens/ ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ/ Backpfeifenernte auf dem Alphabeet/ Gelernt/ Todesbossa/ Tier
(tj)
Slowdive – Slowdive
Stellt sich eigentlich jeder Mensch die Frage, was eine Band bewegt, 22 Jahre nach der letzten Veröffentlichung ein neues Album auf den Markt zu bringen? – Ist es das Geld? Die Lust? Einfach nur Laune? Oder der Wunsch der Welt doch noch etwas mitzuteilen?
Egal welche Beweggründe dahinter stecken: Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Mit SLOWDIVE präsentieren Slowdive ein ungemein sphärisches Indiepopalbum. Die Gitarrenmelodien werden wunderbar durch die Stimmen von Neil Halstead und Rachel Goswell ergänzt und bilden Grundlage und Mittelpunkt für den typischen Slowdive Sound. Durch die Bassläufe und das, trotz seines minimalistischen Spiels, sehr präsente Schlagzeug stellt die Rhythmusfraktion die Basis für die Klangwelten und die Atmosphäre des Albums dar. Die Effekte der Gitarren und Stimmen, der Mix des Albums und bewusst eingesetzte andere Instrumente wie z.B. Keyboards unterstreichen die Eigenheiten des Albums. Das Zusammenspiel dieser Elemente und der daraus resultierende ureigene Sound der Band sind charakteristisch für das gesamte Album.
Vier Songs bilden das Fundament der Platte. Der Opener „Slomo“ beinhaltet all das, was den Hörer auf dem Album erwartet und vereinigt die zuvor erwähnten Attribute. Es ist ein ruhiges Stück, was dank der verspielten Gitarren und seinem klaren Rhythmus eine Atmosphäre schafft, die zum Gedankenverlust einlädt. „Don´t know“ ist ein tanzbarer Indiesong, der mit einem straighten Schlagzeug-Beat, seiner eingängigen Melodie und dem Refrain einen hohen Wiedererkennungswert hat. In „Everyone know“ finden sich in dem Songwriting und den Gitarrenriffs Elemente wieder, die auch in klassischen Britpopstücken auftauchen. Eine Facette, die der Band sehr gut zu Gesicht steht. „Falling Ashes“ ist trotz seiner Ruhe ein 8-Minuten-Epos, der hoffentlich als Quintessenz von Slowdive für das erste Album nach 22 Jahren und hoffentlich auch als Ankündigung auf das, was kommen wird, zu verstehen ist. Der Song baut sich in seiner Struktur und seiner Melodie langsam aber stetig auf, fängt den Hörer mit dem Gesang ein und lässt ihn nicht mehr los. Die Hoffnung, dass mit SLOWDIVE nicht der letzte Ton verklungen ist, macht sich breit.
Das Album verleugnet seine Wurzeln nicht und macht Lust darauf, die alten Stücke von Slowdive noch einmal anzuhören. In der Rückschau wird dem Hörer klar, wie stilprägend diese Band ist. Das Album vermittelt den Eindruck, dass die Band mit den bisherigen Veröffentlichungen noch nicht alles gesagt hat. Ein Anhören lohnt ebenso wie ein Besuch der Liveauftritte im Sommer.
VÖ: 05. Mai 2017, Dead Oceans, http://www.slowdiveofficial.com/
Ohr d’Oeuvre: Slomo/ Don´t know why/ Everyone knows/ Falling Ashes
Gesamteindruck: 7,5 /10
Tracklist: Slomo/ Star Roving/ Don´t know why/ Sugar fort he Pill/ Everyone knows/ No longer making time/ Go Get it/ Falling Ashes
(kof)