Nachdem er mit HEY SEXY sein medial viel beachtetes neues Album via Grand Hotel van Cleef unter die (hoffentlich vielen) Leute gebracht hat, steht Martin Bechler aka Fortuna Ehrenfeld an diesem trüben Mittwochabend zum Heimspiel auf der Bühne des Kölner Artheaters. Dort entfacht er für knapp 1,5 Stunden ein Feuerwerk wahnwitziger kleiner Popperlen, sympathisch bekloppter Ansagen und ausgiebiger Gitarrenstimmpausen.
Stilecht im Pyjama und mit einer Flasche Rotwein in der Hand zeigt Bechler eindrucksvoll, warum das Grand Hotel mit diesem Signing alles richtig gemacht hat. Mal melancholisch wie Gisbert zu Knyphausen und im nächsten Moment rampensauig wie Reinald Grebe hat der Kölner sein Publikum von Beginn an im Griff. Unterstützt wird er von einer Begleitband, bestehend aus Schlagzeuger und einer jungen Dame an den Tasten, die beide locker als Bechlers Kinder durchgehen würden. Von Beginn wickelt er das Publikum im gut gefüllten Artheater um den sprichwörtlichen Finger und auch die manchmal etwas langen Gitarrenstimmpausen überbrückt er mit seiner charmant humoristischen Art, indem er u.a. erzählt, wie die Zusammenarbeit mit dem Grand Hotel zustande gekommen ist oder dass sein Song „Alles explodiert“ von einem Major Label mit der Begründung „könnte man in Terrorzeiten nicht bringen“ abgelehnt wurde. Titel und Cover seines neuen Werks sind auch eher dem Zufall geschuldet, wollte Bechler mit beidem doch eher austesten, wie schmerzfrei das Grand Hotel ist und die dann – ganz im Sinne eines „im tiefsten Herzen Punklabel“ – beides begeistert durchgewunken haben. Und so heißt das Album nun HEY SEXY und steht an diesem Mittwochabend auch im Mittelpunkt. Live etwas experimenteller als auf Platte, entwickeln die Songs durch die Präsenz Bechlers noch einmal eine ganz eigene Dynamik.
Besonders in den Momenten, in denen der Wahnsinn überhandnimmt, ist Fortuna Ehrenfeld am stärksten, auch wenn das Ganze im Bandkontext – gerade wenn man Bechler bis dato nur solo gesehen hat – zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig ist. Am Ende des Konzertes will das Publikum die Band gar nicht mehr von der Bühne lassen, so dass zur Freude aller als Zugabe noch der „Puff von Barcelona“ gespielt wird. Ein tolles Ende eines äußerst unterhaltsamen Abends.