Am Samstagabend hat die Band Nothing But Thieves aus Southend-on-Sea, England mit ihrem im September erschienenen Album BROKEN MACHINE in der Kölner Kantine Halt gemacht. Die Erfahrung bestätigt: live sind die neuen Songs sogar noch viel besser als auf der Platte. Leider jedoch auf Kosten der älteren Songs, die von den energiegeladenen krachenden Neuankömmlingen (zum Teil!) gnadenlos plattgewalzt werden.
Als Conor Mason, Leadsänger der britischen Band Nothing But Thieves, am Sonntagabend die Bühne der Kölner Kantine betritt, wirkt er fast ein wenig erstaunt über die aus allen Nähten platzende, restlos ausverkaufte Konzerthalle vor seinen Augen. Neben seinen vier größeren Bandkollegen, wirkt er beinahe fragil, aufjedenfall irgendwie sehr klein. Das trägt seiner Bühnenpräsenz jedoch keinsfalls etwas ab – im Gegenteil, er schafft es allein durch seine Stimme und Ausstrahlung, die Aufmerksamkeit des Publikums zu halten. Als er beginnt, den ersten Song des Abends – I’m not made by Design – zu singen, hat man das Gefühl als würde seine Stimme sich in der gesamten Halle ausbreiten bis sie diese vollständig ausfüllt. Anders als „eingefangen“ auf Platte kann sich das unglaubliche Volumen und die Energie seiner Stimme live voll entfalten.
Nicht nur Conor’s Stimme erreicht live ganz andere Dimensionen, ebensosehr kommt die Entwicklung, die die junge Band von ihrem Debütalbum zum zweiten Album BROKEN MACHINE hingelegt hat, noch stärker zur Geltung als bei den Studioversionen. Vor allem Songs wie Soda, Live like Animals oder Broken Machine haben eine unglaubliche Energie, die erst dann so richtig ausbrechen kann.
Die älteren Songs leiden zum Teil allerdings etwas unter dem starken Kontrast zu den Neuen. Etwa im Mittelteil des Sets verlieren Nothing But Thieves kurzzeitig etwas Spannung als sie Hostage, Drawing Pins und Graveyard Whistling hintereinander spielen. Dieses „Tief“ können sie aber schnell wieder überwinden, als sie anschließend mit I was just a kid vom neuen Album beginnen und die Halle mit krachenden Gitarren und unglaublich energiegeladenen Drumbeats reanimieren. Als Conor etwas später – allein auf der Bühne – nur von seiner Akustikgitarre begleitet eine Coverversion von Tom Petty’s Free fallin’ spielt, folgt ein zweiter kleiner Tiefpunkt des Abends, da ab etwa der Hälfte des Songs ein Synthesizer vom Band einsetzt. Den hätte man sich auch sparen können. Oder sollen. Der Atmosphäre des Songs zur liebe die durch die abgespielten elektronischen Klänge völlig verloren geht und man sich bloß noch fragt, was das soll.
Nach 15 Songs verlassen Nothing But Thieves erstmal die Bühne. Dass es noch eine Zugabe geben wird, verrät aber ziemlich schnell ein Backliner, der auf der Bühne schonmal Doms Gitarre für diese stimmt. Erwartungsgemäß kommen sie dann auch nochmal auf die Bühne um Particles und Amsterdam zu spielen und anschließend in einem riesigen Feedback-Gewitter zu enden. Alles andere wäre auch kein würdiger Abschluss gewesen für diesen krachenden Konzertabend. Fazit dieses Abends ist definitiv die Erkenntnis, dass Nothing But Thieves eine verdammt gute Band ist, die wahrscheinlich den Höhepunkt ihres Schaffens und ihrer Karriere erst noch vor sich haben. Angesichts einiger kreischender Teenager in den vorderen Reihen bleibt allerdings dennoch zu hoffen, dass sie sich nicht vom Kommerz verführen lassen.
SETLIST:
- I’m not made by Design
- Live like Animals
- Trip Switch
- Wake Up Call
- Soda
- Hostage
- Drawing Pins
- Graveyard Whistling
- I was just a kid
- Hanging
- If I get high
- Broken Machine
- Free fallin’ Tom Petty Cover
- Ban all the music
- Sorry
- Zugabe 1: particles
- Zugabe 2: Amsterdam
Photo: Dean Chalkley