Rappelvoll ist im Gloria Theater eigentlich immer wörtlich zu nehmen, stehen die Leute doch bis an die Einlasstüren. Dies verwundert bei einer Band, die gerade mal eine EP heraus gebracht hat und in diesem Jahr erst so richtig in das Rampenlicht gerückt ist. Das allerdings zeigen die euphorischen Reaktionen und das ständige Kreischen von weiblichen Fans und die mehr oder weniger inspirierten Zwischenrufen männlicher Zeitgenossen („Giant Rooks, yeah Mann!“).
Zudem dürfte die Radiounterstützung und einfach die Musik der Westfalen ihr übriges getan zu haben. Die Engländer von Klangstoff machen erstmal den Anfang, die für einige Zuschauer Hauptgrund waren zu erscheinen. Der kraftvolle Elektroindie im Stile von Alt J kann denn auch vollends überzeugen, wobei der Sound und die Melodien fast zugänglicher wirken als die der großen Vorbilder.
Nach einer Umbaupause, in der alleine das Erscheinen von Sänger Frederik Rabe für Jubelstürme sorgt, wird der Auftritt von Beginn an abgefeiert. Man könnte das einerseits auf die Reisebusse schieben, die mit Fans beladen aus Hamm angekarrt wurden oder andererseits einfach auf den hymnenhaften Folkrock, den die fünf darbieten und der mit „Bright Eyes“ bereits zum Anfang einen ersten Höhepunkt erreicht. Auffallend ist die Abgeklärtheit, die sich scheinbar in den letzten Monaten zu der Professionalität gesellt hat, die die knapp 20jährigen bereits seit ihrem Erscheinen im Popzirkus ausstrahlen. Rabe führt strahlend und offensichtlich überwältigt von der Zuschauerzahl durch das Programm, das neben den Songs von der New Estate EP auch ältere Lieder umfasst, die teilweise von der Bläsersektion der Berliner Von Wegen Lisbeths begleitet werden – eine willkommene Abwechslung und Bereicherung des Sounds. Dabei überzeugen die Hammer durch Spielfreude und ihre gekonnten Arrangements zwischen Bears Den und Mumford & Sons. Getragen von Finn Thomas außergewöhnlichen Schlagzeugspiel und dem stoischen Bassspiel Luca Götters, legt Rabes tiefe Stimme, immer wieder pointiert in Szene gesetzt vom wavigen Gitarrenspiel Finn Schwieters und den Orgelteppichen von Jonathan Wischniowski, die Basis für die Indieperlen. Gegen Ende geht die Euphorie mit der Band durch, was aber zum Glück dazu führt, dass sie als Zugabe noch einen ganz neuen Song zum Besten geben. Ein gelungener Jahresabschluss, der schon einen großen Schatten in 2018 wirft. Wir freuen uns, zweimal in einem Satz den Namen Finn zu setzen und schauen jetzt auch nach 2018.