Die Sampler-Reihe “Unter meinem Bett“ ist wohl einer der erfolgreichsten Ansätze deutschsprachige Independent-Musik für die Kleinen und die Großen zu einem Hörgenuss zu machen. Die dritte Ausgabe der Reihe wurde im Herbst des letzten Jahres veröffentlicht. In Hamburg gehört es schon fast zur Tradition, dass einmal im Jahr ein Konzert mit verschiedenen, auf den Samplern vertretenen Künstlern stattfindet und auch Kinder in anderen Städten konnten der Musik schon live lauschen.
Im Januar dieses Jahres wird nun das erste Konzert von „Unter meinem Bett – in Deiner Stadt“ im Gloria veranstaltet. Das Line-Up dazu kann sich sehen lassen. Neben den Kölner Lokalgrößen wie Erdmöbel, Locas in Love, Albrecht Schrader und Suzie Kerstgens von Klee sind in dem Line-Up auch TELE, Deniz Jaspersen und Bernd Begemann vertreten. Letzterer stimmt sowohl zwei Songs an und führt als Moderator durch den Abend. Die Künstler werden zudem von der „Unter meinem Bett“-Superband begleitet, zu denen u.a. Felix Weigt und Max Schröder gehören.
Das Feld ist also für einen gelungenen Nachmittag bestellt. Einige, wenige Tickets sind noch an der Tageskasse zu erstehen, aber schon beim ersten Betreten ist die Verwunderung groß. Der Club ist brechend voll und es sind definitiv mehr Leute anwesend als ansonsten bei ausverkauften Veranstaltungen im Gloria. Auch das Publikum ist – altersbedingt – wesentlich wuseliger als sonst, die Schlange vor den Toiletten muss den Vergleich zu etwaigen Schlangen bei Punkkonzerten nicht scheuen und auch der Spannungsbogen wie auch die Vorfreude der Besucher sind greifbar. Leider fühlen sich einige der kleinen Besucher in ihrem, abgesteckten Terrain unwohl, entwickeln Panikattacken und werden von fürsorglichen Eltern nach bestem Wissen umsorgt. Über die Raumgestaltung bzw. -aufteilung sollte vor einem weiteren Konzert noch einmal nachgedacht werden, da gerade im ersten Teil des Konzertes einige Kinder nur auf den Armen und Schultern Ihrer Eltern einen Blick auf die Bühne erhaschen konnten. Im zweiten Teil scheint der Club, aus welchen Gründen auch immer, wesentlich leerer zu sein und die Atmosphäre wirkt entspannter.
Zu Beginn des Konzertes betritt mit Bernd Begemann der Entertainer der Hamburger Musiksubkultur die Bühne. Er begrüßt die Besucher, skizziert den Ablauf des Nachmittages, stellt die Band vor und entschuldigt seine Tochter Belinda, welche die Co-Moderation übernehmen sollte, stattdessen aber mit einer Grippe im heimischen Bett liegt. Als Opener des Konzertes spielt er seinen „Gnu-Song“ und leitet im Anschluss an TELE über. Francesco Wilking und Band gehören zu den Mit-Initiatoren der Reihe und setzen mit dem „Tee von Eugenia“ das erste Highlight des Mittags, bei dem Groß und Klein mitsingen. Nun ist die Zeit der heimischen Künstler angesagt. Albrecht Schrader spielt zum einen „Ich und die anderen“ wie auch „Leben in der Großstadt“, von dem er explizit sagt, dass dieses eigentlich kein Kinderlied sei, was aber der Begeisterung keinen Abbruch tut. Der erste Teil des Mittags wird von Locas in Love beendet.
Nach der Pause spielt Bernd Begemann wiederum den ersten Song mit „Unten am Hafen“. Das Publikum im Gloria reagiert genauso entzückt wie bei einer Begemann-Show. Die Begleitband unterstützt Begemann wie die anderen Künstler über den gesamten Mittag perfekt und sie harmonieren mit den jeweiligen Künstlern sehr gut auf der Bühne. Im Anschluss an Begemann betreten Erdmöbel die Bühne. Eine Routine mit der besonderen Zielgruppe weisen Markus Berges, Ekki Maas, Christian Wübben und Wolfgang Proppe aufgrund der Kinderweihnachtskonzerte in der Kulturkirche auf. Sie spielen neben der „Hoffnungsmaschine“ auch zum ersten Mal überhaupt auf einer Bühne „Svenja und Raul“. Bei letzterem schlagen die Herzen und Herzchen der Besucher höher. Sie singen und tanzen alle mit. Suzie Kerstgens schließt an Erdmöbel an und spielt neben dem von ihr mit Klee geschriebenen „Schweinhornschnabelohrwurm“, „Natalie sagt“. Als letzter Künstler tritt Deniz Jaspersen auf, nimmt mit seiner charmant-sympathischen Art alle Besucher mit und sorgt mit seinem Song über die Welt und „Was der Papa sagt…“ für einen weiteren Höhepunkt. Gerade beim letzten Song gehen viele der jungen Besucher unglaublich aus sich heraus und haben große Freude. Zum allerletzten Song – es scheint eine Tradition zu sein – finden sich alle beteiligten Künstler des Mittags auf der Bühne ein und stimmen gemeinsam den von Nils Koppruch geschriebenen Titelsong der Reihe „Unter meinem Bett“ an. Das Lied ist ein mehr als würdiger Abschluss für einen wunderbaren Nachmittag.
Als Fazit ist festzuhalten, dass die Besucher einem sehr besonderen Konzert beiwohnen durften, von dem sie noch lange zehren werden. Zudem sind die die Songs nicht nur beim Hören von der Platte toll, sondern funktionieren auch live auf der Bühne so gut, dass die Großen und Kleinen mitsingen, tanzen und voll von der Musik eingenommen werden. Es gibt sicherlich schlechtere erste Konzertbesuche für die lieben Kleinen.