Deutscher Mucker akustisch und auch noch solo? Als ich am Freitag die Kulturkirche in Nippes betrete, habe ich jetzt nicht unbedingt die größten Erwartungen. Die Kirchenbänke sind gut gefüllt. Die Eintragungen auf dem Zettel am Einlass, mit den Presseakkreditierungen waren überschaubar. Diesem Typ auf der Bühne, diesem Wolf Maahn (62), der sein Konzert pünktlich um 20 Uhr beginnt, scheint das alles nicht besonders zu interessieren. Er wird in den nächsten zweieinhalb Stunden (mit kurzer Pause) einfach tiefenentspannt einen Querschnitt aus seiner Diskographie spielen. Er wechselt zwischen den einzelnen Songs ab und zu die Gitarre, mit dem Fuß schlägt er, mit Hilfe einer Stompbox, äußerst präzise den Beat und gelegentlich mischt der Tonmann etwas Echo oder Hall auf seine Stimme.
Was bei manchen Songwritern in eine Geduldsprobe, schlimmstenfalls in Folter ausarten könnte, geht hier total auf. Seine Songs funktionieren auch ohne Overdubs einwandfrei. Und sein Backkatalog ist bemerkenswert. Mit zunehmender Spieldauer wird auch die Stimmung im Kirchenschiff immer ausgelassener. Zwischendurch spielt er auch mal eine Auftragsarbeit, wie den Riesenhit „Monopoly“, den er für Klaus Lage geschrieben hat. Auffällig ist das sein Werk sehr homogen ist. Seine Songs sind in der Regel klassische Rocksongs. Seine geerdeten Texte drehen sich um Liebe und das Leben im Allgemeinen. Dabei tappt er aber nie in die „Max Giesinger und die Industriemusik-Falle“. Wenn man sagt, dass Maahn ehrliche Musik macht, ist das auf dem Papier eine furchtbare Floskel. Es beschreibt seine Art aber perfekt und ist in seinem Fall als Kompliment zu verstehen. Dass er politisch auf der Seite der sogenannten kleinen Leute steht, zieht sich, neben seiner Kapitalismus-Skepsis, wie ein roter Faden durch sein Gesamtwerk. Die Menschen in der Kulturkirche scheinen ebenfalls auf Maahns Seite zu stehen. Als die Zuschauer gegen Ende der Show von den Bänken aufgestanden sind und zu seinen Liedern tanzen, kann der coole Rockstar seine Freude darüber auch nicht mehr verbergen.