Soccer Mommy – Clean
Zu allen erdenklichen Gelegenheiten und in allen möglichen Gemütszuständen war CLEAN in den vergangenen Wochen stets erste Wahl in der Musiksammlung. Und es ist wenig verwunderlich, dass dieses Debut und die Band schon lange vor Veröffentlichung in den journalistisch höheren Ligen (NYT, NME, etc.) Erwähnung gefunden hat.
Was Sophie Allison und ihre Band Soccer Mommy am 2. März mithilfe von Gabe Wax (War on Drugs, Beirut) und Ali Chant (PJ Harvey, Aldous Harding) als Debut veröffentlichte, stellt doch das Gesamtwerk so manch anderer Band in den Schatten. Und dabei ist sie gerade mal 20 Jahre alt. Schon mit 6 Jahren und ihrer ersten Gitarre, war ihr Berufswunsch definiert. Sie wollte Musikerin werden. Und sie hat ihren Weg bis hierher gemacht. Nach der Soloplatte, COLLECTIONS 2016, einer Compilation ihrer DIY Bandcamp Songs, startet Allison jetzt sehr wahrscheinlich frisch, frei, mit Band und dem Debut Album CLEAN durch.
Auf der Platte sammeln sich 10 extrem gute und durchdachte Indie Pop Songs. Inhaltlich befassen sie sich fast ausschließlich mit vergangenen oder schief gelaufenen Liebesbeziehungen, dem daraus resultierenden Liebeskummer und mit Charakterstudien ihrer Generation. In Vortrag und Intensität sind alle 10 unglaublich persönlich. Ob man den Sound von Soccer Mommy nun Bedroom-Pop, Indie-Pop, Singer-Songwriter oder sonst wie nennt, keine Schublade passt so ganz. Mal singt Sophie Allison in Singer-Songwriter Manier alleine zu ihrer Gitarre und dann löst sich der Song in diese unglaublich komplexen, tragenden Soundstrukturen auf, wie in „Scorpio Rising“ oder einem persönlichen Highlight „Wildflowers“.
Wer Soccer Mommy live sehen möchte muss bisher weiter reisen, es gibt aktuell noch keine Termine für 2018 in Deutschland.
VÖ: 02. März 2018, Fat Possum, https://sopharela.bandcamp.com
Ohr d’Oeuvre: Wildflowers/ Scorpio Rising/ Your Dog
Gesamteindruck: 8.0/10
Tracklist: Still Clean/ Cool/ Your Dog/ Flaw/ Blossom (Wasting All My Time)/ Last Girl/ Skin/ Scorpio Rising/ Interlude/ Wildflowers
(gb)
We were Sharks – Lost Touch
Mit LOST TOUCH veröffentlichen We were Sharks ihr zweites Album und giessen neues Öl in das Pop – Punk Revival Feuer.
Pop Punk….alleine die Kombination dieser zwei Wörter, sorgt im ersten Moment für einen gewissen Brechreiz. Die strukturellen Zerstörungen, die eine Band wie Blink 182 angerichtet hat, scheinen sich derzeit vollends in der Musikwelt niederzuschlagen, scheinen doch die Bewunderer der Band in das Alter gekommen zu sein, selber Bands gründen zu können, um ihren Jugendhelden nachzueifern. Wobei dies dürfte bei den Kanadiern von We were Sharks eigentlich nicht der Fall sein, erschien ihr Debüt doch bereits 2012 und nach den notwendigen Ochsentouren durch Nordamerika, wird nun die zweite Platte LOST TOUCH via Victory Records veröffentlicht.
Und hört man diese durch, verliert die Kombination der beiden eingangs genannten Wörter den Großteil ihres Schreckens. Zurück bleibt ein dynamisches Pop-Punk Album mit leichten New Metal Versatzstücken, welches sich durch seine klare Produktion, seine präzisen Riffs und zumeist hymnischen Hooks auszeichnet, die in guten Momenten an die Kollegen von Panic at the Disco, Saves the Day oder an die Labelkollegen von A Day to Remember oder Broadside heran reichen oder wie bei der Knüppelhymne „Ashley“ an Rise Against erinnern. Gerade die Songs überzeugen, wo man nicht viele Umwege nimmt, sondern relativ schnörkelos zur Sache kommt, wie im Opener „Beyond Repair“, der Auskoppelung „Hotel Beds“ oder in „Stay“. Übersieht man die paar Kitschausreißer, die wahrscheinlich sein müssen, um die Collegekids auch abzugreifen wie in „Sober“ oder „Late Bloomer“, bleibt eine solide Genreplatte, die ihre Freunde finden wird, aber nicht allzu sehr nach rechts und links ausbricht.
Allerdings muss wirklich positiv festgehalten werden, dass We were Sharks größtenteils auf die handelsüblichen Uuuuhs und Ooooohs in den Songs verzichten.
VÖ: 23.Feburar 2018, Victory Records, http://www.weweresharks.com/
Ohr d’Oeuvre: Hotel Beds/ Ashley/ Beyond Repair
Gesamteindruck: 6,0/10
Tracklist: Beyond Repair/ Drop the Act/ Hotel Beds/ Ashley/ Stay/ Late Bloomer (feat. Ollie Baxter)/ Sober/ Never looked better/ July/ Always you/
(pd)