Albert Hammond – In Symphony (Deluxe Version)
Wenn Schlageronkel ihr olles Gedöns mit Symphonieorchestern aufpumpen, weiß die/der erfahrene Musikkonsument/in, dass es richtig schlimm wird. Spätestens seit den musikalischen Großverbrechen von Electric Light Orchestra oder Metallica ist man auf das Schlimmste gefasst.
Albert Hammond, unter anderem Erzeuger von Albert Hammond Jr. und unkaputtbarem Popschlock wie „One moment in time“ (Whitney Houston), „When I Need You“ (Leo Sayer), hat sein Trainwreck-Album IN SYMPHONY von 2016 jetzt nochmal als Special Edition herausgebracht. Warum wir darüber schreiben? Gute Frage. Erstens spekulieren wir auf Gästelistenplätze für unsere Redaktion (die uns freundlicherweise schon zugesagt wurden) bei einem der beiden bald stattfindenden Konzerte des Meisters in Wuppertal. Zweitens ist es tatsächlich ergreifend, wenn auf der beigelegten DVD am Anfang des aufgezeichneten Konzertes in Berlin, ein Medley seiner unbestritten großartigen Welterfolge („Waaaas, das ist auch von dem?“) erklingt. Drittens hoffen wir auf Gästelistenpl…. – ach das hatten wir schon.
Tatsächlich ist es wirklich unfassbar, was der 1944 in London geborene Songwriter alles im Laufe seiner Karriere geschrieben und wer bei ihm geklaut hat. Die neueste Humoreske wurde wahrscheinlich erst vor kurzem im Hinterzimmer beendet – oder auch nicht – gehört hat man nichts mehr. Jedenfalls haben die britischen Kunst-Rocker von RADIOHEAD einst bei ihrem ersten und größten Singlehit „Creep“ bei der Hazlewood/Hammond Komposition „The air that I breathe“ explizit die Harmoniefolge und Melodieführung der Hollies Interpretation geklaut. Teile der Einnahmen mussten sie abgeben. Außerdem werden Albert Hammond und Mike Hazlewood seitdem als Co-Autoren aufgeführt. Und jetzt hat Lana Del Ray Ärger mit Radiohead an der Backe, weil ihr Song „Get free“ sich angeblich bei „Creep“ bedient hat. Wer jetzt wohl die Kohle bekommt?
Die jetzt erscheinende Special Edition mit den größten Hits aus Hammonds Solokarriere und seinen Fremdarbeiten, ist um zwei Songs erweitert worden. Art Garfunkels „99 miles from home“ und Hammonds 1980er Song „World of love“ sind jetzt im Orchestergewand mit dabei. Und eben die bereits erwähnte DVD mit einem beeindruckenden Konzertmitschnitt aus Berlin.
VÖ: 06. April 2018, BMG Rights Management (Warner), www.alberthammond.com
Ohr D’Ouevre: The air that I breathe/ It never rains in Southern California
Gesamteindruck: 5/10
Tracklist:Disk 1: Overture/ Give a Little Love/ Names, Tags, Numbers & Label/ Down By The River/ The Peacemaker/ Don’t Turn Around/ 99 Miles from L.A./ For the Peace of All Mankind/ I Need to Be in Love/ Estrellita/ Mary Hot Lips Arizona/ These Are the Good Old Days/ World of Love/ Aléjate/ To All the Girls I’ve Loved Before/ Medley – When You Tell Me That You Love Me / One Moment In Time/ I’m a Train/ The Air That I Breathe/ When I Need You/ It Never Rains in Southern California/ The Free Electric Band/ Nothing’s Gonna Stop Us Now/ The Making Of: (Interview about „In Symphony“ at Abbey Road Stu-dios)
Disk 2: It Never Rains in Southern California/ I’m a Train/ When I Need You/ Give a Little Love/ Alejate/ To All the Girls I Loved Before/ 99 Miles from L.A./ Estrellita/ When You Tell Me That You Love Me / One Moment in Time (Medley)/ Nothing’s Gonna Stop Us Now/ Don’t Turn Around/ The Free Electric Band/ The Air That I Breathe/ World of Love
(bk)
Preoccupations – New Material
Auf ihrem zweiten Album NEW MATERIAL bleiben die Preoccupations ihrer Verhaftung auf der dunklen Seite der 1980ern treu. Allerdings reagiert mehr eine neue Romantik, als die grenzenlose Wut.
Flirrende Synthies statt Bassgewitter und fast industrialartig – monotone Rhythmusstrukturen bestimmen das phantasievoll genannte neue Album NEW MATERIAL der Preoccupations. Der ungestüme Post Punk ist einem wavigeren Ansatz gewichen, der noch mehr an die späten Joy Division erinnert als es das Debüt eh schon tat. Dabei tut die Experimentierfreude der Kanadier dem Hörgenuss gut, steht man auf diesen 80iger Dunkelsound, den gerade Songs wie „Solace“ oder „Decompose“ geradezu zelebrieren, in der es die Band schafft auf den Punkt zu kommen und den dominanten Bass mit wirbelnden Synthie- und Gitarrenfiguren zu verbinden. An dieser Stelle macht die Platte richtig Spaß.
Leider verlieren sich manche Songs in den tristen Strukturen, mag sein, dass das Konzept ist, intressant ist es leider an vielen Stellen nicht wirklich.
VÖ: 23. März 2018, Jagjaguwar, www.alberthammond.com
Ohr D’Ouevre: Solace/ Disarray/Decompose
Gesamteindruck: 6/10
Tracklist: Espionage/ Decompose/ Disarray/ Manipulation/ Antidote/ Solace/ Doubt/ Compliance
(pd)