Wer Lee „Scratch“ Perry nicht kennt, kann wahrscheinlich weder mit Reggae, mit noch geringerer Wahrscheinlichkeit mit Dub etwas anfangen. Ein Konzert vom Perry und Mad Professor ist quasi der heilige Gral der Dub-Musik. Das Konzert am kommenden Montag im Club Bahnhof Ehrenfeld ist selbstverständlich längst ausverkauft.
Über den 1936 in Großbritannien geborenen Lee „Scratch“ Perry schrieb der Journalist Lloyd Bradley einmal „Lee Scratch Perry ist der Salvador Dalí des Dub.“ Während Perry Ende der 1950-er Jahre von England gen Jamaica aufbrach, war es bei Neil Joseph Stephen Fraser aka Mad Professor genau andersherum. Er wurde 1955 in Georgetown (Guyana) geboren und emigrierte Ende der 1960-er Jahre nach London. Beide sind jetzt die Könige des Dub-Genres. Ursprünglich wurden bei dieser Spielart des Reggae einfach als Rohmaterial Roots-Reggae-Tracks bearbeitet. In der Regel mit jede Menge Hall. Das Reggaegenre ist seit einigen Jahren nicht mehr unumstritten. Homophobie, Sexismus und Gewaltfantasien sind in vielen Texten der oft als harmlos und friedlich abgetaner Musik an der Tagesordnung. Gut, beim Dub wird man sie wahrscheinlich eh nicht verstehen können.
Jedenfalls sind Perry und Professor wirklich unfassbar einflussreich. Auch Menschen die sich überhaupt nicht für die Musik interessieren werden mit Sicherheit schon häufiger Tracks der beiden gehört haben. Zum Beispiel die Dub-Bearbeitung des MASSIVE ATTACK Meilensteins „No Protection (Massive Attack v Mad Professor)“ von 1995.
Perry lebt inzwischen in der Schweiz und Professors Sohn produziert ebenfalls – unter dem Namen Joe Ariwa – krassen Dub. Für alle die keine Karte mehr bekommen haben – keine Sorge – wir werden über das Konzert berichten.
5. April 2018
Vorbericht Lee „Scratch“ Perry & Mad Professor, 09.April.2018, Club Bahnhof Ehrenfeld
by Björn Küster