Mahlstrom – Mäander
Deutschsprachiger Hardcore erfreut sich seit Jahren gefühlt wieder wachsender Beliebtheit und hat ein paar interessante Vetreter hervorgebracht, welche die Lücke schließen, die ehemalige Szenegrößen wie Escapado oder Yage hinterlassen haben. Mahlstrom schlagen genau in diese Kerbe und können mit ihrer Debütplatte MÄANDER im Großen und Ganzen überzeugen.
Erinnern sie tatsächlich in den ruhigeren, verschleppteren Stücken wie „Dawei“ oder dem Titelstück an die genannten Escapado, haben die restlichen, deutlich noisigeren Stücke eine Ähnlichkeit zu den Düsseldorfern von Blut Hirn Schranke, mit denen die Band aus dem Südwesten morgen in Köln spielt. Ein mächtige Dampfwalze Emocore, die glücklichweisere größtenteils auf die handelsüblichen Metal Riffs verzichtet und eher auf Dynamik setzt. Angenehm ist, dass die Band es bei allen eingesetzten Effekten nicht übertreibt und auf die Songs konzentriert bleibt, die rythmisch und treibend sind, noch angefeuert durch die Lyrics, die glücklicherweise nicht immer nur geschrien sondern auch verständlich bleiben. Expressiv und emotional trägt der Sänger sein Innenleben nach außen, wobei das Private nicht explizit politisch sein muss, allerdings spricht eine gewisse Ratlosigkeit an den Umständen in diesem Land zwischen den Zeilen heraus und eine Ablehnung eben dieser. Ein wirklich spannendes Debüt, dass zu den stärkeren in diesem Genre in diesem Jahr zählen wird.
VÖ: 06. April 2018, Through Love Records, http://www.mahlstrom.rocks/
Ohr d’Oeuvre: Dawei/ Echkammer/ Wir sollst Du sein!
Gesamteindruck: 7/10
Tracklist: Hyper-Normal/ Werte Gemeinschaft/ Dawei/ Wir sollst Du sein!/Frustschranke/ Blue Marble Blues/ Am Lachen vorbei/ Echokammer/ Mäander/ Was zu finden ist
(pd)
ST. MICHAEL FRONT – END OF AHRIMAN
Endlich sind WOLFSHEIM zurück. Ja, aber so richtig. Peter Heppner hat ja damals gottseidank nach diesem „ZDF Guido Knopp History Ärger“ und seiner Mitgliedschaft in der „Joachim Witt Kameradschaft“ an einem Ausstiegsprogramm teilgenommen. Okay, das versteht jetzt wahrscheinlich niemand. Der war echt gut, oder? Also für ne Plattenkritik die keiner liest*. Jedenfalls klingen ST. MICHAEL FRONT wie WOLFSHEIM mit weniger Synthie- dafür mit mehr – hmmm – ja mit was eigentlich. Mit mehr Ironie? Oder etwa nicht? Oder war WOLFSHEIM eigentlich ein Comedy-Act? Wahrscheinlich nicht- leider! ST. MICHAEL FRONT ist jetzt auch kein Quatsch. Im Pressetext steht was von Rudolf Steiner – das eisener Kreuz. Oder verwechsel ich da jetzt was? Die Bridges burnen auf jeden Fall tierisch auf der Platte. Und ihr „Doom of your living room“ ist das bescheuertste Lied des Jahres bisher – und das ist ein Kompliment! Ich möchte hier jetzt nicht den Text spoilern. Dafür ist der wirklich zu gut. ST. MICHAEL FRONT machen Darkpop mit Herz und viel Humor. Im Pressetext steht auch noch etwas von „neue spirituelle Erneuerung“. Genau! Mindestens! Und wer THE MISSION nicht für eine Außenstelle des roten Kreuzes hält, sondern ihre Musik mag – und außerdem vor Marschgetrommel keine Angst hat – muss sich ein Ticket für SAINT MICHAEL FRONTs kommende Konzerte besorgen. Die Platte sowieso. In Köln spielen sie am Namenstag von Drahomira im Blue Shell. Tickets gibt es in der Ebene von Gorgoroth in Mordor in quasi jedem Ticketshop.
VÖ: 20. April 2018, Staatsakt/Caroline International, https://www.facebook.com/stmichaelfront/
Ohr d’Oeuvre: Lucky Prince/ Doom of your living room/ They burn/ Higher source
Gesamteindruck: 8/10
Tracklist:Licky Prince/ Rifles & New Gods/ Doom of your living room /Drones block my way/ Once/ They burn/ I’m fine/ Death & his son/ Thank you for nothing/ Higher source/ White lights shine/ Bootlicking for a dream
Das sagt INTRO zu Plattenkritiken und Schreiberlingen wie uns: https://www.intro.de/life/valentin-erning-gegen-musikreviews-kratzen-beissen-260
(bk)