Bevor das heiß erwartete UNKNOWN MORTAL ORCHESTRA endlich wieder ein Konzert in unserem Sektor spielt, erscheint der gutaussehende Brite Kyle Molleson mit E-Gitarre am Laptop. Er bringt das Publikum mit belanglosem Electropop und Chillwave-Resten in Stimmung. Ein perfekter Support.
Dann ist es nach einer Pause mit Soundcheck soweit. Mit „Ffunny Ffrends“ vom ersten Album startet das Konzert. Das der Sound wohlwollend formuliert sehr Lo-fi klingt – geschenkt. Die ersten zwei Platten sind klar dem Lo-fi Genre zuzuordnen. Dem zweiten Song „Swim and sleep (Like a shark)“ – zweiter Song auch schon vor zwei Jahren in Köln in der Setlist – würde eine Hifi-Produktion geradezu ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. Aber das ist selbstverständlich voll in Ordnung, wenn Ruban Nielson andere Pläne mit seiner Kunst hat. Schade ist es trotzdem. Dass Ruban Nielson nicht gerade glücklich und immer aufgedunsener aussieht, ist ebenfalls seine Sache. Immerhin sind seine Wunden im Gesicht, mit denen er vor wenigen Tagen auf Instagram verstörte, nahezu abgeheilt. Gab es da etwa ein paar auf‘s Maul!? Dass seine Stimme live wieder sehr dünn klingt, ist auch garantiert Absicht. Ich meine dies wirklich nicht ironisch.
Mir muss langsam klar werden – nach drei Konzerten – dass die exemplarisch ausgestellte Verweigerungshaltung das wichtigste Konzept in den Liveshows der Band ist. Überhaupt die Show: Ruban Nielson nimmt zweimal (in Köln vor 2 Jahren nur 1 Mal) ein Bad in der sichtbar begeisterten Zuschauermenge. Das funktioniert immer.
Um zu verstehen warum man gefühlt eine Million Gitarreneffekte vor den Füßen hat, um es dann trotzdem die ganze Zeit über einfach mega schrottig klingen zu lassen, bin ich wahrscheinlich einfach zu alt. Dem Publikum gefällt die Darbietung der Songs, die sich schwerpunktmäßig aus der neuen Platte „Sex & Food“ und aus „Multi-Love“ zusammensetzen. Im Fall des UNKNOWN MORTAL ORCHESTRA ist ein halbgarer Auftritt (und um den handelt es sich heute Abend definitiv wieder) immer noch solide Unterhaltung. Ich kenne auch aktuell keine andere Band, bei der zwischen dem zu dem sie in der Lage wären und dem was sie abliefern, solch eine riesige Lücke klafft. Das stimmt traurig und auch etwas wütend. Aber verprügeln muss man Ruban Nielson deswegen nicht. Jedenfalls nicht schon wieder.
1. Juni 2018
Konzertbericht UNKNOWN MORTAL ORCHESTRA, 21. Mai 2018 – zakk Düsseldorf
by Björn Küster