Köln, Gloria 04.07.2018
Der Termin des Breeders-Konzert ist ziemlich gut gewählt – die Achtelfinalspiele sind vorbei, der Sommer beglückt als Vorreiter für die Zeit nach dem Siebenschläfertag, die Stadt und die Laune der Menschen lässt sich durch das weit verbreitete Grinsen bestens definieren. Wenn die beschriebene Stimmung der ausschlaggebende Punkt für die Kölner Show ist, so haben die Besucher im ausverkauften Gloria alles richtig gemacht.
Aufgrund des bombastischen Wetters und der Zeit, die vor dem Gloria verbracht wird, werden lediglich die letzten Züge der Vorband Pip Blom vernommen. Die Vierercombo spielt straigthen Indie-Rock und es lässt sich leicht vorstellen, warum diese Band die Breeders supportet. Das Songwriting lässt einen direkten Bezug zum Hauptact und folglich der Riot-Girl erkennen. Auch die anderen Besucher teilen diese Einschätzung und verabschieden die Band mit Applaus.
Gegen 21:00 Uhr betreten die Geschwister Deal, Josephine Wiggs und Jim Macpherson die Bühne. Die Vorfreude der Besucher entlädt sich in einer frenetischen Begrüßung. Selbiges verwundert aufgrund des Altersdurchschnitt ein wenig. An diesem Abend scheinen viele die Band auf ihrer persönlichen Bandbucketlist zu haben. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass das Gloria seit Wochen ausverkauft ist.
Nach einer kurzen Begrüßung legen die Indiehelden früherer Jahre los und geben den Besuchern zwei Dinge recht schnell zu verstehen. Zum einen ist das Konzert ein Konzert im klassischen Sinne, weil die Band Bock auf das hat, was sie macht, und sich nicht zusammengefunden hat, um noch einmal die Konten zu füllen. Ohne an dieser Stelle Namen nennen zu wollen – Besucher der Auftritte anderer Bands, die in den 90er Jahren ihre große Zeit hatten, werden diese Einschätzung teilen. Die Gefahr bei diesen Konzerten eine Enttäuschung zu erleben ist immer sehr groß.
Zum anderen entwickeln sich die Breeders trotz großer Unterbrechungen als Band weiter. Das Set, was sie spielen, ist eine heterogene Mischung der verschiedenen Schaffensphasen der Band und lässt den Besucher immer wieder verwundert in sich gehen, an welchen Stellen es Querverweise zwischen den unterschiedlichen Stücken gibt. Es muss definitiv erwähnt werden, dass viele Stücke des neuen Albums ALL NERVE wesentlich agiler wirken als Stücke des Klassikers LAST SPLASH. Daneben entwickelt die Band einen sehr angenehmen Umgang bei ihrem Live-Auftritt. Neben den immer wieder auftauchenden Rückkoppelungen aus der Box von Kelley Deal wechseln sie die Instrumente nach fast jedem Stück. Daraus resultiert eine eigene Dynamik des Sets und man wird das Gefühl nicht los, dass sich Deal und ihre Musikerinnen absolut bewusst darüber sind, was sie machen. Der Auftritt wirkt herrlich unprätentiös und vollends authentisch. Doch anstatt eine Setlist herunterzuspielen, die das Publikum einnimmt, setzen die Breeders mehr auf den Facettenreichtum und die Vielschichtigkeit ihrer Songs. Neben den bekannten Indieklassikern reihen sie fein pointierte Rocksongs, wunderbar arrangierte poppige Stücke und auch Balladen aneinander und überzeugen vollends. Als Highlights des Sets sind „Divine Hammer“, „Cannonball“ „Nervous Mary“ und „All Nerve“ anzuführen.
Die sprichwörtliche Amarenakirsche auf dem Sahneabend bildet aber der Pixies-Klassiker „Gigantic“, bei dem Kim Deal zumindest als Co-Writerin angeführt wird. Dieses Stück wird so unglaublich gut und mit so viel Emotion auf die Bühne gebracht, dass ein gewisser Frank Black wohl vor Neid erblassen würde. Das Set schließt mit zwei Zugaben und einer herzlichen Verabschiedung einer durch und durch gerührten Band.